Österreichs älteste Stadt Enns lässt seine geschichtsträchtige Vergangenheit für die 32. oberösterreichische Landesaustellung "Die Rückkehr der Legion", die am Donnerstag feierlich eröffnet wurde, aufleben. Die bis 4. November dauernde Schau will vielschichtige Einblicke in das Wirken der Römer vor 1.800 Jahren geben. Herzstücke bilden das neu gestaltete Museum Lauriacum sowie die Basilika St. Laurenz.

Ein halbes Jahrhundert bestimmte das Römische Reich Oberösterreich, das Lager Lauriacum der Zweiten Italienischen Legion, Legio II Italica, auf Ennser Grund wurde Hauptquartier der römischen Provinz Noricum. Einst lebten dort 25.000 Menschen - 6.000 davon waren Soldaten - doppelt so viele wie heute. Mit Schaugrabungen, Experimenten, Originalfunden sowie virtuellen Erlebniswelten und interaktiven Apps wie "Salve Lauriacum" soll die Historie entlang des Donaulimes umfassend dargestellt werden. So beschränkt sich die Landesausstellung nicht nur auf Enns, worauf auch der Untertitel verweist: "Römisches Erbe in Oberösterreich". Oberranna und Schlögen im oberen Donautal sind weitere Schauplätze.

Antiker Kalkbrennofen

Dort wurden erst in den vergangenen Jahren ein kleines Kastell (Oberranna) und ein römische Bad (Schlögen) freigelegt. In Enns wiederum wurde ein Kalkbrennofen ausgegraben. Diese drei archäologischen Forschungsarbeiten können auch nach der Landesausstellung besichtigt werden. Sie sind zudem Teil des "Donaulimes - Abschnitt West", für den Österreich im Jänner bei der Unesco den Antrag zur Anerkennung als Weltkulturerbe eingereicht hat.

Bevor Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Bürgermeister Franz Stefan Karlinger (SPÖ) Donnerstagnachmittag mit einem Festakt die Landesausstellung in der Stadthalle eröffneten, gab es für Ehrengäste und Presse einen Rundgang durch das neue Museum, dessen Ausstellungsfläche von 600 auf 1.300 Quadratmeter erweitert wurde. "Im wahrsten Sinne des Wortes haben wird das Thema Rückkehr der Legion hier aufgenommen", erklärte Museumsobmann und wissenschaftlicher Leiter Reinhardt Harreither. So erwartet einen im Eingangsbereich eine 6.000 Mann starke, handbemalte Zinnfigurenlegion "Mules of Marius".

Im sich daran anschließenden Raum steht die Legio II Italica im Zentrum. Mit ihrer Stationierung begann für Lauriacum die Blütezeit, erläuterte Harreither. Es entwickelte sich ein kulturelles und Wirtschaftszentrum. Allerdings werden auch die Schrecken des Krieges thematisiert, war doch die militärische Auseinandersetzung "primäre Aufgabe der Legion", so der Obmann weiter. Aber in dem Museum wird der Legionär ebenso als Handwerker gezeigt. Archäologisches Fundmaterial dokumentiert die verschiedenen Aufgaben. Eine Mulitmedia-Station zeigt die Karriere eines Kommandanten der Legion.

Der letzte Teil im Erdgeschoß ist den Gräberfeldern gewidmet. Wichtigstes Exponat ist eine Grabinschrift, die Seccius Secundinus für seine Familie meißeln ließ. Die Inschrift wurde 1.300 nach Christus in der Basilika St. Laurenz entdeckt und zählt zu den bedeutendsten Fundstücken der frühen Forschungsgeschichte zur Römerzeit in Oberösterreich.

Europäisches Format

Im ersten Obergeschoß geht es dann um die dem Lager angeschlossenen zivilen Siedlungsbereiche. Römische Wand- und Deckenmalereien mit prachtvollen Figuren und Dekor zeugen vom Wohlstand jener Siedlung. Im Anschluss daran wird im Zeitraffer der Bogen ins heutige Enns geschlagen. Noch ein Stockwerk höher sind im Bereich "Numismatik - Bilderwelten" rund 40.000 Fundmünzen von Lauriacum und ihre Herstellungstechniken dokumentiert.

Ein Jahr war das Museum, das 1892 von einem privaten Verein gegründet wurde, für die Adaptierung geschlossen. Laut Obmann Harreither sei es jetzt "eines der größten Römermuseen Mitteleuropas".

Künftig findet die Oö. Landesausstellung nicht mehr alle zwei sondern nur noch alle drei Jahre statt. Heuer beteiligt sich das Land mit rund 11,5 Mio. Euro daran.