Der Fund von Teilen einer weiblichen Leiche in der Ruster Bucht (Bezirk Eisenstadt Umgebung) scheint Gäste nicht vom Besuch in der Freistadt abzuhalten. Zumindest am Mittwochnachmittag zeigten sich die von der APA angetroffenen Urlauber wenig beeindruckt. Bei der Bevölkerung sorgt der Fall offenbar für Rätselraten und Gerüchte - und bei manch einem für ein mulmiges Gefühl.

Rätselraten

Im Seerestaurant Katamaran herrschte beim Lokalaugenschein für einen Wochentag reger Betrieb. Zahlreiche Tische am Wasser waren besetzt. Es seien keine Auswirkungen zu bemerken, meinte Anton Polleres, Betreiber des Katamaran. Bei den Gästen sei die Geschichte kaum ein Thema. Mit den Stammgästen sei darüber geredet worden. "Zuerst ist gerätselt worden, wer das sein kann, und dann ist gerätselt worden, wie das sein kann und wie man so brutal sein kann", erzählte Polleres.

Vor allem Camper hätten sich bei ihm nach dem Stand der Dinge in der Sache erkundigt, berichtete Trafikant Dietmar Schindler. Er selbst wolle, solange nicht alle Leichenteile gefunden wurden, lieber nicht ins Wasser gehen. "Man geht da schon mit einem mulmigen Gefühl an die Sache ran", sagte Schindler. "Ich nehme an, dass es den anderen Leuten oder den Campern auch nicht anders gehen wird."

"Das stört mich nicht", meinte hingegen Radfahrerin Susanna Eibisberger. Ganz im Gegenteil: "Der Schlamm ist sehr gesund." Die Berichte zu dem Fall hätten sie nicht abgehalten, nach Rust zu kommen, betonte die Urlauberin aus der Nähe von Graz. "Sonst dürfte man nirgends hinfahren." Auch Monika und Helmut Urschütz aus Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) ließen sich von einem Abstecher zum Katamaran nicht abschrecken. Die Sache sei "tragisch", aber letztlich handle es sich um einen "Ausnahmefall".

Warum gerade in der Ruster Bucht?

Er habe nicht den Eindruck, dass weniger Gäste kommen würden, meinte auch ein Ruster Segler. In der Freistadt selbst herrsche ebenfalls nicht die große Aufregung wegen des Leichenfundes. Vielmehr werde gerätselt, warum jemand eine Tote, womöglich ein Mordopfer, in der Ruster Bucht versenke. Dafür gebe es geeignetere Stellen im See. Angst, auf einen der noch fehlenden Körperteile zu stoßen, habe er nicht. Die Chance sei schlichtweg zu gering.

Wie weit sich die Medienberichte auf die anlaufende Saison auswirken, könne sie nicht beurteilen, sagte Martina Schneider, Geschäftsführerin des Tourismusverband Freistadt Rust. Es habe jedenfalls schon besorgte Anrufe von Urlaubern gegeben. Entscheidend sei die Frage, wie lange es noch dauere, bis die Sache geklärt ist.

Bei der Bevölkerung sei der Leichenfund ein Thema. In Rust gebe es sogar - völlig unbegründete - Gerüchte, dass es sich um mehrere Leichen handeln könnte. Spekulationen würden durch Presseberichte zusätzlich befeuert. "Es ist halt ein mulmiges Gefühl an der ganzen Geschichte dran", sagte Schneider.

In der Bucht seien am vergangenen Wochenende bereits die ersten Elektroboote vermietet worden. Das Katamaran und der Jachtklub befänden sich im Vollbetrieb. Kommendes Wochenende würden wahrscheinlich auch die Segel- und die Surfschule starten. Der See sei frei zugänglich, es gebe keine Absperrungen. Die Taucher der Cobra seien nur unter der Woche im Einsatz.

Restaurantbetreiber Polleres zeigte sich unterdessen für die Badesaison zuversichtlich. Derzeit gehe noch niemand ins Wasser, weil es noch zu kalt sei. "Und bis sie dann reingehen, ist es hoffentlich vergessen."