In Salzburg ist heute, Donnerstag, der Prozess um die mutmaßliche Ermordung eines wohlhabenden Salzburgers gestartet. Die Leiche von Roland K. wurde im Mai 2017 in einem Schweinestall im Innviertel entdeckt. Dem Besitzer des Anwesens und einem Pärchen aus Salzburg wird Mord, Raub und Einbruchsdiebstahl vorgeworfen. Die drei Flachgauer sollen es auf den Nachlass des 63-Jährigen abgesehen haben.

Das Interesse an dem außergewöhnlichen Fall war groß. Der Verhandlungssaal war mit Medienvertretern und Interessierten voll besetzt. Den für sechs Tage anberaumten Geschworenenprozess am Landesgericht Salzburg leitet Richter Christian Ureutz.

Das Verschwinden des Akademikers Roland K. im Sommer 2016 hatte den Ermittlern zunächst viele Rätsel aufgegeben. Als die Leiche am 12. Mai 2017 in dem aufgelassenen Stall in Oberösterreich entdeckt wurde, tauchten abermals Fragen auf. Wie ist der Salzburger zu Tode gekommen und wer kommt für den mutmaßlichen Mord infrage?

"Universalerbe"

Nach langwierigen Erhebungen stand für die Salzburger Staatsanwältin Sabine Krünes fest: Ein 24-jähriger Musiker und dessen damalige, mittlerweile 21-jährige Freundin sollen den vermögenden Mann in dessen Villa in der Stadt Salzburg am 19. Juli 2016 ermordet haben. Der Eigentümer des Schweinestalls, ein 29-jähriger Wirt, habe das Paar zu der Tat angestiftet. Das Motiv sei gewesen, aus Mitteln der Erbschaft ein schönes Leben zu führen. K. wollte den Musiker offenbar zu seinem "Universalerben" machen.

Laut Anklage war geplant, dass der Musiker nach der Tat Wertgegenstände und Bargeld aus der Villa des Akademikers holt und so dem Wirt die rund 10.000 Euro zurückgibt, die er dem Gastronomen für den Konsum von Drogen und Spirituosen noch schuldete. Um den Salzburger wehrlos zu machen, hätten ihm der Musiker und seine Freundin am 19. Juli bei einem Abendessen in ihrer Wohnung neben Alkohol auch Schokopralinen serviert, in die sie zuvor das Schlafmittel Noctamid gemischt hätten. Nach dem Dinner habe das Paar den schläfrig gewordenen Gast zurück in seine Villa nach Salzburg gefahren. Der Staatsanwältin zufolge klebten die beiden ihm den Mund mit einem Klebeband zu, fixierten seine Hände und Füße mit Kabelbindern und ließen ihn hilflos im Keller zurück. Er überlebte das Martyrium nicht.

Gold in Teddybär

Die Verdächtigen, an vorderster Front der Wirt und der Musiker, sollen aus der Villa Diebesgut im Wert von über 5.000 Euro gestohlen haben - darunter einen Teddybären, in dem das Opfer offenbar Gold von unbekanntem Wert versteckt hatte. Im Laufe der Ermittlungen geriet der Musiker unter Verdacht. Schließlich machte er Angaben zum Fundort der Leiche. Die Todesursache konnte wegen der fortgeschrittenen Verwesung nicht eindeutig geklärt werden. Die Staatsanwältin geht davon aus, dass K. durch die Kombination aus Alkohol, Schlafmitteln, Fesseln und Knebeln gestorben ist.

Die 21-jährige Beschuldigte soll aus Liebe zu dem Musiker mitgemacht haben. Doch sie bestritt eine Tatbeteiligung und meinte, ihr nunmehriger Ex-Freund habe sie aus Eifersucht belastet. Ihr Verteidiger Kurt Jelinek bekräftigte dies am Donnerstag vor Prozessbeginn gegenüber der APA. "Sie wurde von ihm aus Eifersucht belastet, außerdem erhofft er sich dadurch eine niedrigere Strafe."

Der Musiker legte nach anfänglichem Leugnen und mehreren Tatversionen ein Geständnis in Richtung eines Raubvorsatzes ab. Er bestritt aber eine Tötungsabsicht. "Mein Mandant hat einen schweren Raub zu verantworten, aber keinen Mord", so Verteidiger Franz Essl zur APA. Er sei zwar zum Zeitpunkt der Tat wegen einer ADHS-Erkrankung und seiner Kokainsucht eingeschränkt, aber zurechnungsfähig gewesen. "Er ist auch nicht gefährlich und muss daher nicht in eine Anstalt", so Essl. Die Staatsanwaltschaft beantragte nämlich die Einweisung des Musikers in eine Anstalt für geistig abnorme, zurechnungsfähige Rechtsbrecher.

Der Wirt beteuerte bisher seine Schuldlosigkeit. Er gab an, die Leiche sei ihm "untergeschoben" worden. Sein Anwalt Jörg Dostal meinte heute, sein Mandant sitze nun schon ein Jahr lang unschuldig in Haft. Die Anschuldigungen des Musikers bezeichnete er als "abstrus": "Mein Mandant würde doch nie eine Leiche auf einem Grundstück verstecken, das er verkaufen will", sagte Dostal.