Es ist irgendwie paradox: Vertragsunterzeichnungen sind der Höhepunkt jedes Staatsbesuchs - und doch laufen sie reichlich unspektakulär ab. So auch am gestrigen Sonntag, als österreichische Unternehmen im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Sebastian Kurz sowie den Ministern Karin Kneissl, Margarete Schramböck, Elisabeth Köstinger und Norbert Hofer 30 Verträge im Wert von 1,5 Milliarden Euro unterzeichneten.

Da standen also die Politiker auf einer kleinen Bühne in einem Konferenzraum des Hotels Four Seasons. Nach und nach wurden via Lautsprecher die Unternehmensvertreter nach vorne gebeten, um unspektakulär und rasch die jeweiligen Verträge zu unterschreiben. Es hat etwas von Speeddating - nur, dass es hierbei um jede Menge Geld geht.

Spannende Abkommen

Die Abkommen selbst sind da schon weitaus spannender. So hat Wolfgang Leitner, Chef des Anlagenbaukonzerns Andritz, einen Vertrag für eine exklusive Zusammenarbeit beim Lusiwasi Wasserkraftwerk unterzeichnet. Der Seilbahnenkonzern Doppelmayr wiederum wird neun Liftanlagen errichten. Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger hat mit Hainan Airlines vereinbart, dass die Fluglinie ab Oktober Wien direkt von Shenzhen aus anfliegt. Und Kapsch wird die Tibet Line mit moderner GSM-Technologie ausrüsten.

Nicht minder spektakulär auch die Unterzeichnung des „Schweineabkommens“: Nach jahrelangen Verhandlungen dürfen österreichische Schweinefleischproduzenten künftig nach China exportieren, darunter die steirischen Großhersteller Jöbstl, Steirerfleisch und Fleischhof Raabtal sowie der in Villach ansässige und auch in der Steiermark tätige Betrieb Marcher. Nach China werden allerdings nicht Filetstücke oder Lebendvieh verschifft. Appetit haben die Chinesen ausgerechnet auf jene Teile, die hierzulande kaum verwertet werden: Schweinshaxn, Ohren, Rüssel und andere Weichteile.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sagt gegenüber der Kleinen Zeitung, dass der Schweinedeal beim abendlichen Staatsbankett vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping explizit angesprochen wurde. „Die Steiermark war Thema“, so die Kärntnerin nach dem Festakt. In den Genuss einer Exportlizenz kommt nicht jeder Produzent. 2016 weilten chinesische Veterinärexperten tagelang in Österreich, um die hygienischen Bedingungen eingehend zu prüfen.