Seit Wochen gehen zahlreiche digitale Uhren um mehrere Minuten nach. Der Fehler liegt, wie jetzt bekannt wurde, im südeuropäischen Stromnetz. Nun sollte es damit aber bald ein Ende haben. Denn der Kosovo halte die Standards seit 3. März wieder ein, teilte der serbische Netzbetreiber Elektromreza Srbije (EMS) am Donnerstag mit. Ein Streit zwischen dem Kosovo und Serbien hatte zu einer Unterversorgung im Stromnetz geführt - und dazu, dass am Stromnetz hängende Uhren bis zu sechs Minuten nachgehen.

Warum gingen Uhren falsch?

Anders als Quarz- oder Funk-Uhren beziehen einfache Synchron-Uhren ihren Takt aus der normalerweise konstant bleibenden Frequenz im Stromnetz. Diese liegt in Kontinentaleuropa bei fast genau 50 Hertz. Wenn es stärkere Frequenzabweichungen gibt, etwa wenn deutlich mehr Strom für Heizung im Winter genutzt wird, gleichen die Netzbetreiber die Differenz zum Schnittwert in der Regel durch höhere Einspeisung sofort aus.

Wie der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E diese Woche mitteilte, sei es in den vergangenen Wochen aber zu einer Unterversorgung im Stromnetz gekommen. Als Grund gab der Verband politische Unstimmigkeiten zwischen dem Kosovo und Serbien an und forderte eine umgehende Klärung des Konflikts. Der vorwiegend von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich vor zehn Jahren von Serbien abgespalten und wird inzwischen von über 110 Staaten weltweit als selbstständige Republik anerkannt. Serbien will dagegen seine frühere Provinz zurück haben. In der ENTSO-E ist der Kosovo wegen der politischen Spannungen derzeit kein offizielles Mitglied.

Nach Angaben des serbischen Betreibers EMS hat der Netzbetreiber KOSTT im Kosovo seit Mitte Jänner unkontrolliert Energie aus dem Synchronbereich von Kontinentaleuropa ohne Genehmigung entnommen. Damit habe KOSTT eindeutig gegen Normen und Standards verstoßen, kritisiert der Betreiber. Auf internationalen Druck hin habe der Kosovo die Entnahme beendet. Als Verantwortliche des Kontrollbereichs habe EMS nun alle Ressourcen bereitgestellt, um das Problem zu lösen.

Durch die im Jänner und Februar nicht erfolgte Korrektur fehlten nach Angaben der ENTSO-E bis zu 113 Gigawattstunden (GWh) an Energie im Netz. Es müsse nun geklärt werden, wer für den Verlust aufkomme. Betroffen waren insgesamt 25 Länder in Europa, darunter auch Österreich. Die Versorgungssicherheit war nicht beeinträchtigt.

Manche Uhren würden dann vorgehen

Bis alle Uhren wieder im Takt sind, kann es noch mehrere Wochen dauern. Alternativ können Nutzer ihre Uhren manuell auf die richtige Zeit einstellen. Nach Erreichen der normalen Frequenz ist dann aber eine weitere Korrektur in die andere Richtung nötig.