Selbst ernannte Unterstützer der Initiative "Don't Smoke" versenden derzeit Drohbriefe an Gastronomen. Sie wollen "sämtliche Gesetzesverstöße ab Mai 2018 zur Anzeige bringen", "notfalls auch wiederholend". Die Wiener Ärztekammer und die Österreichische Krebshilfe distanzieren sich in einer Aussendung von den Schreiben. Der Inhalt habe nichts mit dem "positiven Geist des Volksbegehrens" zu tun. Man verurteile diese "Hetzjagd".

Die unbekannte Gruppe schreibt Gastronomen an, die laut Absender gegen den bestehenden Nichtraucherschutz verstoßen würden. Die Lokalbetreiber werden aufgefordert, dies zu korrigieren, ansonsten werde man die Verstöße anzeigen. Der Brief schließt mit der Aufforderung, das Lokal mit 1. Mai 2018 rauchfrei zu führen.

Dramatische Experten-Appelle für Nichtraucherschutz

"Das Schreiben entspricht in keinster Weise unseren Intentionen", verurteilen Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda, den vermeintlichen Unterstützungsbrief. "Wir wollen mit unserem Volksbegehren die Menschen zu einem Umdenken bewegen." Das schließe persönliche Drohungen "von vornherein aus". Szekeres und Sevelda appellieren an die unbekannte Gruppe, "ihre Aktivitäten einzustellen, um schlussendlich einer guten und wichtigen Sache nicht zu schaden".

474.000 Unterschriften

Mehr als 474.000 Österreicher haben bis Montagvormittag die Unterstützungserklärung für die Einleitung des "Don't smoke"-Volksbegehrens abgegeben. Damit unterzeichneten am Wochenende rund 10.000 Menschen via Handysignatur/Bürgerkarte. Knapp ein Monat, bis 4. April, wollen die Organisatoren noch Unterschriften sammeln, bevor die Einleitung beantragt wird.

Exakt 474.149 Unterschriften wurden bis 10.45 Uhr abgegeben. Der Koalitionsantrag zur Änderung des Tabak- und Nichtraucherschutzgesetzes, mit dem das Rauchverbot in der Gastronomie aufgehoben werden soll, wird am morgigen Dienstag im parlamentarischen Gesundheitsausschuss einem öffentlichen Hearing unterzogen. Prominenteste Expertin ist dabei die Onkologin Daniela Jahn-Kuch, die Schwester des Journalisten Kurt Kuch, der sich als früherer Raucher danach bis zu seinem Krebstod 2015 für die erste Auflage der "Don't Smoke"-Initiative eingesetzt hat. Die Medizinerin wurde von der Liste Pilz eingeladen.

Kein Regierungsvertreter

Auch die SPÖ hat mit dem Krebsspezialisten Christoph Zielinski von der MedUni Wien einen prominenten Mediziner für das Hearing nominiert, wie der "Kurier" bereits am Wochenende berichtete. Für die NEOS kommt der Gesundheitswissenschafter Florian Stigler, der die positiven Auswirkungen einer rauchfreien Gastronomie erforscht hat.

Keine Vertreter aus dem Gesundheitsbereich schicken die beiden Regierungsparteien. Die ÖVP entsendet die Leiterin der Abteilung Jugendpolitik, Zlata Kovacevic. Die FPÖ schickt die Ökonomin Barbara Kolm vom wirtschaftsliberalen Hayek-Institut, die für die Freiheitlichen auch schon mehrfach in das Budgethearing sowie in den ÖBB-Aufsichtsrat entsandt worden ist.