Das ergab eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich, deren Ergebnisse am Montag veröffentlicht wurden. Demnach würden 29 Prozent eine Vollzeitstelle wollen, aber keine finden.

Ausgangspunkt für die Motivsuche der Arbeiterkammer ist der auf mehr als das Doppelte gestiegene Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den unselbstständig Erwerbstätigen von 13,5 Prozent im Jahr 1996 auf 28,9 Prozent im Jahr 2016: Von 3,7 Millionen Erwerbstätigen waren rund 1,1 Millionen in Teilzeit. Die weitaus meisten sind weiblich - 860.000 Frauen stehen 200.000 Männern gegenüber.

Das sind die Motive

Für mehr als die Hälfte der Befragten - zum Großteil Frauen - ist die Betreuung von Kindern ein wichtiges Motiv. Auffallend ist, dass in Oberösterreich 65 Prozent diesen Grund als sehr und eher wichtig nennen, in Wien aber nur 41 Prozent. Mit rund einem Drittel der Nennungen zweithäufigstes - für Frauen und Männer gleichermaßen wichtiges - Motiv, sich für Teilzeit zu entscheiden, ist, mehr Zeit für persönliche Interessen zu haben. Anders als bei der Kinderbetreuung werden in dieser Gruppe aber sehr häufig zusätzliche Gründe genannt: meist Stress in der Arbeit sowie Gesundheit, aber auch berufsbezogene Weiterbildung. Etwas weniger als ein Drittel der Teilzeitbeschäftigten würde lieber Vollzeit arbeiten, findet aber keine entsprechende Stelle. Das sind häufig Alleinstehende, die für ihr Einkommen gänzlich auf sich selbst gestellt sind.

Befragte, die wegen der Kinderbetreuung Teilzeit gewählt haben, betrachten ihren Status tendenziell als zeitlich befristet. Umgekehrt verhält es sich bei jenen, für die Zeit für persönliche Interessen, Arbeitsstress und Gesundheit die ausschlaggebenden Motive waren: Sie sehen Teilzeit mehrheitlich als Lösung für das gesamte verbleibende Berufsleben. Und jene, die Teilzeit aus Mangel an Alternativen zustimmen mussten, sehen in der Teilzeit meist eine Notlösung.

Österreichs Teilzeitbeschäftigte würden laut Studie vielfach gerne mehr Stunden arbeiten: 30 Wochenstunden stellen für viele das ideale Arbeitszeitausmaß dar. Nur sehr junge Befragte wie Schüler oder Studierende und Beschäftigte kurz vor der Pension bevorzugen 20 Wochenstunden und weniger. Nach unten geht die Zufriedenheit auch, wenn die Arbeitszeit regelmäßig stärker schwankt. Bei 20 Prozent der Teilzeitbeschäftigten ist das der Fall.

"Schaut so aus, als wäre der Trend zur Teilzeit in Wahrheit vielfach eine Flucht in die Teilzeit - aufgrund fehlender oder unpassender Kinderbetreuungsangebote sowie aufgrund überbordender Arbeitsverdichtung in den Betrieben. Da muss man ansetzen", kommentiert AK-Präsident Johann Kalliauer die Ergebnisse der Studie. Sie zeige, dass Teilzeit als berufliches Kürzertreten in bestimmten Lebensphasen und als Schutz für die Gesundheit gesehen werde. Viele würden wieder voll zurück in den Job wollen. "Das muss ihnen besser als bisher ermöglicht werden: mit einem qualitätsvollen Ausbau institutioneller Kinderbetreuung, mit Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen, und mit einem Recht auf Wechsel zwischen Teil- und Vollzeit", fordert er.

Die Studie wurde vom Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (ISW) durchgeführt. Dazu wurden 2016 in zwei Erhebungswellen 364 Teilzeitbeschäftigte befragt. Zusätzlich wurden 2017 zwei Fokusgruppen mit Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts aus Oberösterreich untersucht.

(Schluss) zie/pro ~