Die massiven Schneefälle haben am Montag die Lawinengefahr in Tirol erneut ansteigen lassen. Die Experten des Landes stuften das Risiko verbreitet mit Stufe "4" der fünfteiligen Skala ein, gebietsweise herrschte aber auch "sehr große" Lawinengefahr, die höchste Stufe. Diese war in Tirol zuletzte im Jahr 1999 ausgegeben worden, im Jahr der Lawinenkatastrophe von Galtür. Die Bergrettung in den Bezirken Imst, Landeck und Reutte wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, hieß es.

In den abgeschnittenen Orten und Talbereichen entfällt morgen der Unterricht, auch die Kindergärten blieben geschlossen, so das Land in einer Aussendung. Kinder wie Lehrer könnten zum Teil wegen der Lawinensperren nicht an ihr Ziel gelangen.

Noch mehr Schnee

Der kräftige Schneefall und Regen in den Alpen, der die Lawinengefahr teilweise auf die höchste Stufe fünf ansteigen hat lassen, sollte noch bis in die Nacht auf Dienstag anhalten, warnte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Montag. Erst danach dürfte eine leichte Entspannung eintreten und nach und nach alle Regionen wieder erreichbar sein.

Vor allem in Vorarlberg und Nordtirol sollten nochmals 50 bis 80 Zentimeter Neuschnee dazukommen, besonders oberhalb von etwa 1.500 Meter Seehöhe. In den tiefen Lagen Westösterreichs dürfte der Schneefall am Montag allmählich in Regen übergehen. In Salzburg, im Bergland von Ober- und Niederösterreich sowie im Norden der Obersteiermark kommen bis Dienstagfrüh noch zehn bis 30 Zentimeter Schnee dazu. Auch hier wird es in tiefen Lagen vermehrt regnen. Im übrigen Österreich schneit oder regnet es nur wenig, im Süden scheint zeitweise die Sonne.

Ab Dienstag sollte sich die Lage in den Alpen langsam wieder entspannen, wie etwa im Raum Zermatt und stellenweise in Vorarlberg und Tirol. Hier werden Schneefall und Regen rasch abnehmen und die Sonne kann hervorkommen. Auch am Mittwoch und Donnerstag ist es hier recht sonnig. Somit sollten die meisten gesperrten Straßen und Bahnlinien nach und nach wieder geöffnet werden können.

Morgen seien bei Wetterbesserung zahlreiche Erkundungsflüge geplant. Aus diesem Grund habe das Land Tirol die Lufttransport-Kapazitäten aufgestockt. Neben vier Hubschraubern des Bundesheeres stehe auch der Landeshubschrauber im Einsatz, der bereits heute einige Erkundungsflüge für Lawinenkommissionen durchgeführt hatte. Im Bedarfsfall komme Unterstützung von zwei weiteren Polizeihubschraubern aus anderen Bundesländern.

Zudem habe die Landeswarnzentrale auch die Verfügbarkeit privater Hubschrauber mit Personen- und Transportkapazitäten überprüft. "Wir haben eine fast zweistellige Anzahl privater Hubschrauber in Tirol, die wir im Bedarfsfall einsetzen können. Eine Super-Puma steht in St. Johann im Pongau bereit", berichtete deren Leiter, Marcel Innerkofler.

Zahlreiche Straßensperren, Bahnstrecken unterbrochen

Die kritische Lawinensituation hat zu zahlreichen Straßensperren geführt. So war laut ÖAMTC etwa die Paznauntalstraße (B188) zwischen See und Kappl gesperrt. Die Orte Kappl, Ischgl und Galtür waren nicht erreichbar. Auch die Arlbergstraße (B197) war gesperrt, sowie die Lechtalstraße (B198) zwischen der Vorarlberger Landesgrenze und Steeg. Die Lage würde derzeit stündlich von der Polizei neu bewertet werden, sagte ein Sprecher des ÖAMTC zur APA. Die Sperren dürften jedoch noch länger andauern.

Auch die Westbahnstrecke zwischen Landeck und Bludenz war am Montagvormittag nach wie vor gesperrt. "Zur Zeit tagt die Lawinenkommission, um die Lage zu beurteilen", sagte ein Sprecher der ÖBB. Die Asfinag appellierte indes, die Fahrweise an die winterlichen Bedingungen anzupassen. Am Montagvormittag waren zwar alle Autobahnen und Schnellstraßen befahrbar, trotzdem kam es zu Behinderungen auf der Inntalautobahn (A12). Rund 50 Winterdienst-Fahrzeuge waren laut Asfinag in Tirol im Einsatz.

So viel Schnee wie im ganzen Winter

In vielen Regionen hat es bereits jetzt mehr geschneit als in den vergangenen Jahren im gesamten meteorologischen Winter (Dezember, Jänner, Februar), sagte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik: "Die Summe aller Neuschnee-Mengen liegt zum Beispiel in Langen am Arlberg derzeit bei rund 480 Zentimetern, im vieljährigen Mittel sind es hier im gesamten meteorologischen Winter 447 Zentimeter. In Warth am Arlberg liegt die Neuschnee-Summe derzeit bei rund 430 Zentimetern, im Mittel sind es hier im gesamten Winter 370 Zentimeter."

Die Gesamtschneehöhe
Die Gesamtschneehöhe © Ubimet

Die Ereignisse des Tages im Zeitraffer

19.00 Uhr: Höhepunkt der Gefahr um Mitternacht

Der Höhepunkt der Lawinengefahr in Tirol wird um Mitternacht erreicht werden. Bis dahin rechneten die Experten mit weiteren Niederschlägen mit bis zu 30 Zentimeter Neuschneezuwachs. Die Lawinenwarnstufe bleibe daher gebietsweise auf der höchsten Stufe der fünfteiligen Gefahrenskala. Die Bergrettung in den Bezirken Imst, Landeck und Reutte wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, hieß es.

18.45 Uhr: Kinder haben schulfrei

In den abgeschnittenen Orten und Talbereichen entfällt morgen der Unterricht, auch die Kindergärten blieben geschlossen, so das Land in einer Aussendung. Kinder wie Lehrer könnten zum Teil wegen der Lawinensperren nicht an ihr Ziel gelangen

16.00 Uhr: Dank des Bundeskanzlers

Sebastian Kurz bedankt sich via Twitter bei "den ehrenamtlichen Lawinenkommissionen für ihre Arbeit, bei den Einsatzkräften, die für  Sicherheit sorgen und der Bevölkerung in Tirol und Vorarlberg zur Seite stehen".

15.40: Skifahrer hängt sich an Auto

Im Salzburger Tweng machte man das Beste aus den Schneemassen. Gäste und Einheimische sind auf "Pony- oder Auto-Lift" umgestiegen: Sehen Sie selbst.

15.30 Uhr: Fernpass gesperrt

Wegen mehrerer kleinerer Lawinenabgänge bis die Fernpassstrecke in Tirol gesperrt werden. Verletzt wurde niemand.

14.45 Uhr: Arlbergstraße kurz offen

Die Arlbergstraße (B197) soll heute, Montag, zwischen 15.00 und 17.00 Uhr für all jene geöffnet werden, die St. Anton verlassen wollen. Dies teilte ein Sprecher des ARBÖ der APA mit. Nach St. Anton hineinfahren wird jedoch weiterhin nicht möglich sein. Nach 17.00 Uhr soll die Straße aufgrund der großen Lawinengefahr wieder komplett gesperrt werden.

12.45 Uhr: Situation in Galtür entspannt

Die Situation in Galtür ist am Montag nach den massiven Schneefällen und trotz des Anstiegs der Lawinengefahr auf die höchste Stufe der fünfteiligen Gefahrenskala entspannt gewesen. Erinnerungen an die verheerende Lawinenkatastrophe aus dem Jahr 1999 kommen nicht hoch, sagte Bürgermeister Anton Mattle im Gespräch mit der APA: "Das war eine ganz andere Situation".

Damals habe es drei Wochen lang intensiv geschneit, so Mattle: "Diesmal waren es drei Tage". Außerdem sei in Galtür enorm viel in die Lawinenverbauung investiert worden. Im Februar 1999 wurden bei zwei Lawinenabgängen - eine traf das Dorf Galtür, eine zweite den Weiler Valzur im hinteren Paznaun - 38 Menschen getötet. Zahlreiche Gebäude wurden verschüttet. Im Rahmen der größten Luftbrücke in der Geschichte Österreichs wurden unter ausländischer Mithilfe mehrere tausend Personen aus dem Tal evakuiert. Viele Tote konnten erst Tage nach dem Unglück aus den Schneemassen geborgen werden.

12.30 Uhr: Warnstufe vier in Oberösterreich

Die Lawinensituation in Oberösterreichs Alpenraum hat sich am Wochenende weiter verschärft. Der Warndienst des Landes hat für Höhen ab 1.400 Meter Lawinenwarnstufe vier gegeben. Die Lage sei "sehr angespannt und kritisch", da sich der Neuschnee noch nicht setzen konnte. Der Pyhrnpass ist für den Straßenverkehr gesperrt.

12.14 Uhr: Rund 10.000 Gäste im abgeschlossenen Paznauntal

Aufgrund der hohen Lawinengefahr war das hintere Paznauntal im Tiroler Oberland mit den Tourismusorten Kappl, Ischgl und Galtür am Montag nicht erreichbar. Rund 10.000 Urlauber waren vorerst im Tal eingeschlossen. Aber die Sicherheit gehe vor, betonte Alfons Parth, Obmann des Tourismusverbands Paznaun-Ischgl, gegenüber der APA.

11.55 Uhr: Hubschrauber nach Landeck in Tirol verlegt

Aufgrund der kritischen Lawinensituation vor allem im Tiroler Oberland ist der Bundesheer-Hubschrauber vom Stützpunkt Vomp (Bezirk Schwaz) in die Landecker Pontlatzkaserne verlegt worden. Zudem seien noch drei weitere Transport-Hubschrauber des Bundesheeres zur Stationierung in Landeck angefordert worden, teilte das Land am Montag in einer Aussendung mit.

Die Bezirkseinsatzleitung Landeck traf sich bereits in den frühen Morgenstunden, um entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen zu veranlassen, hieß es. "Die außergewöhnliche Niederschlagssituation erfordert ein spezielles Einsatzmanagement", meinte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

11.49 Uhr: Zweithöchste Warnstufe in der Obersteiermark

In Teilen der Steiermark herrschte am Montag große Lawinengefahr, Schneefälle und Wind hatten die Situation verschärft, wie es vom Lawinenwarndienst hieß. Auf fast allen Bergstraßen war Kettenpflicht für alle Fahrzeuge verhängt, die Straße zwischen dem salzburgischen Filzmoos und der steirischen Ramsau war wegen drohender Lawinen gesperrt. Auf den schneeglatten Fahrbahnen gab es etliche Unfälle. Mehr dazu hier.

11.26 Uhr: "Sehr gute" Stimmung im eingeschneiten Lech

Die Vorarlberger Arlberg-Orte Lech, Zürs und Stuben sind zwar seit Sonntagabend von der Umwelt abgeschnitten, die Stimmung im Nobelort Lech beschrieb Bürgermeister Ludwig Muxel am Montag aber dennoch als "sehr gut". Die medizinische Versorgung sei ebenso gewährleistet wie die Verpflegung, betonte er gegenüber der APA. Viele Urlauber würden den Tag zum Skifahren und Winterwandern nützen.

10.25 Uhr: Lawinengefahr - in Salzburg und Niederösterreich weiterhin großes Risiko

Nach neuerlichen Schneefällen seit Sonntag blieb die Lawinengefahr im Bundesland Salzburg auch am Montag in weiten Teilen groß, das ist Warnstufe vier auf der fünfteiligen Skala. Auswirkungen des Winterwetters zeigten sich auch im Straßenverkehr: Auf vielen höheren Verbindungen bestanden Sperren oder Kettenpflicht, auch im Großraum Salzburg kam es in der Früh zu starken Behinderungen.

In Teilen Niederösterreichs hat am Montag weiterhin zum Teil große Lawinengefahr geherrscht. In den Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet oberhalb von 1.200 Metern wurde das Risiko mit Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala beurteilt. Darunter und in den Türnitzer Alpen galt Stufe 3 ("erheblich"), teilte der Warndienst Niederösterreich mit. Die spontane Lawinenaktivität stieg an.

8.42 Uhr: Vorarlberger Arlberg-Orte nicht erreichbar

Bei anhaltend großer Lawinengefahr der Stufe vier waren am Montagvormittag in Vorarlberg die Arlberg-Orte Lech, Zürs und Stuben nicht auf dem Straßenweg erreichbar. Im Montafon bleib die Verbindung nach Gargellen vorerst ebenfalls gesperrt. In der Nacht auf Montag waren in den Bergen oberhalb von 1.200 Metern noch einmal 20 bis 40 Zentimeter Neuschnee hinzugekommen, lokal auch mehr.

Die Arlbergbahnstrecke sollte zwischen Bludenz und Landeck-Zams laut Mitteilung der ÖBB noch bis Montagmittag gesperrt bleiben, ein Schienenersatzverkehr war eingerichtet. Die Arlbergstraße (L197) ab Langen wurde am Sonntagabend gesperrt und damit die Verbindung nach Lech, Zürs und Stuben abgeschnitten. Gargellen war bereits ab den Nachmittagsstunden nicht mehr erreichbar gewesen. Am Montagvormittag tagten die Lawinenkommissionen, die Dauer der Sperren war vorerst nicht abschätzbar. Auch nach Warth (Bregenzerwald) hatte es zeitweise kein Durchkommen gegeben, die Bregenzerwaldstraße (L200) wurde Montag früh aber wieder auf ganzer Länge für den Verkehr frei gegeben.

Der Vorarlberger Lawinenwarndienst riet von Aktivitäten im freien Gelände dringend ab. Die Hauptgefahr gehe vom Neu- und Triebschnee aus, im Tagesverlauf sei auch mit Nassschneelawinen zu rechnen. Als besondere Gefahrenstellen nannte Experte Andreas Pecl Kammlagen, eingewehte Steilhänge sowie Rinnen und Mulden. Schneebrettauslösungen seien dort bereits bei geringer Zusatzbelastung wahrscheinlich.