Das gab es seit dem Winter 1999 nicht mehr: Das vergangene Wochenende hat in Westösterreich laut UBIMET in vielen Regionen enorme Schneemengen gebracht. Im Arlberggebiet fiel in Summe teils mehr als 1,5 Meter Schnee. Entsprechend angespannt ist die Lawinensituation, im Westen Tirols gilt mittlerweile die höchste Lawinenwarnstufe fünf. 

Hubschrauber verlegt

Aufgrund der kritischen Lawinensituation vor allem im Tiroler Oberland ist der Bundesheer-Hubschrauber vom Stützpunkt Vomp (Bezirk Schwaz) in die Landecker Pontlatzkaserne verlegt worden. Zudem seien noch drei weitere Transport-Hubschrauber des Bundesheeres zur Stationierung in Landeck angefordert worden, teilte das Land am Montag in einer Aussendung mit.

Die Bezirkseinsatzleitung Landeck traf sich bereits in den frühen Morgenstunden, um entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen zu veranlassen, hieß es. "Die außergewöhnliche Niederschlagssituation erfordert ein spezielles Einsatzmanagement", meinte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

"Erstmals seit 1999 gilt heute wieder die Lawinenwarnstufe 5 im Lechtal und seinen Seitentälern, im Stanzer-, Paznaun-, Kauner- und Pitztal sowie im hinteren Ötztal und in den südlichen Stubaier Alpen", informierte Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol. Das Land riet für diese Gebiete, ab sofort keine Outdoor-Veranstaltungen mehr durchzuführen sowie nicht notwendige Autofahrten und den Aufenthalt im Freien zu vermeiden.

Die Lawinenkatastrophe von Galtür im Februar 1999, die das Dorf Galtür und den Weiler Valzur im hinteren Paznaun, einem Seitental des Inns, teilweise verschüttete, war eines der größten Lawinenunglücke in der Geschichte Österreichs und gleichzeitig der Auslöser der größten Evakuierungsaktion mittels Hubschraubern. Die Lawinen von Galtür und Valzur forderten insgesamt 38 Todesopfer, davon 31 in Galtür und 7 in Valzur. Verletzt wurden etwa 48 Personen, 12 davon schwer.

Wintersportorte nicht erreichbar

Bei anhaltend großer Lawinengefahr der Stufe vier waren am Montagvormittag in Vorarlberg die Arlberg-Orte Lech, Zürs und Stuben nicht auf dem Straßenweg erreichbar. Im Montafon bleib die Verbindung nach Gargellen vorerst ebenfalls gesperrt. In der Nacht auf Montag waren in den Bergen oberhalb von 1.200 Metern noch einmal 20 bis 40 Zentimeter Neuschnee hinzugekommen, lokal auch mehr.

In St. Anton und im Paznauntal mit dem Wintersportort Ischgl waren auch Tausende Touristen eingeschneit. St. Anton kann derzeit weder über Straßen noch per Bahn erreicht werden. In der Region herrschte am Sonntagabend Lawinenwarnstufe vier, die zweithöchste Stufe. Sämtliche Loipen waren gesperrt. Auch das Paznauntal war nicht mehr über Straßen erreichbar. Von der Außenwelt abgeschnitten war auch Samnaun auf der Schweizer Seite des Silvretta-Skigebiets.

Drei bis fünf Meter Schnee

Mehrere Frontensysteme brachten am vergangenen Wochenende und am Montag von Vorarlberg bis ins westliche Niederösterreich sowie in der nördlichen Obersteiermark teils große Neuschneemengen. „Schwerpunkt war wie schon so oft in diesem Winter das Gebiet um den Arlberg. In den Hochlagen fiel teils mehr als 1,5 Meter Schnee“, so UBIMET-Chefmeteorologe Manfred Spatzierer. „Stellenweise liegen hier bereits fünf Meter Schnee, in Muldenlagen sogar noch viel mehr.“ Aber auch in den Tälern liegt viel Schnee. So meldete die Wetterstation in Schröcken am Arlberg Montagfrüh 135 Zentimeter Schnee. Sogar 146 Zentimeter Schnee lagen zur gleichen Zeit im Tiroler Seefeld und auf 120 Zentimeter kommt man im Salzburger Saalbach. Nicht außergewöhnlich aber durchaus beachtlich sind auch die 78 Zentimeter im nur 589 m hochgelegenen Tiroler Ort Kössen sowie die 76 Zentimeter im üblicherweise nicht so schneereichen Umhausen im Ötztal.

Die Gesamtschneehöhe
Die Gesamtschneehöhe © Ubimet

Bahnstrecken und Straßen gesperrt

Die Westbahnstrecke zwischen Landeck und Bludenz dürfte voraussichtlich noch den gesamten Montag gesperrt bleiben, teilte ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair der APA mit. Die ÖBB empfahlen allen Reisenden, von Fahrten ins Arlberggebiet vorerst abzusehen, sollten sie nicht dringend notwendig sein. Gegen Montagmittag musste aufgrund der hohen Lawinengefahr auch die Mittenwaldbahn zwischen Scharnitz und Mittenwald gesperrt werden. Da die Straße in diesem Bereich neben der Bahn verläuft und ebenfalls gesperrt werden musst, sei kein Schienenersatzverkehr möglich, sagte Gasser-Mair.

Laut ÖAMTC waren unter anderem die Arlbergstraße (B197) zwischen St. Anton und Alpe Rauz, die Lechtalstraße (B198) zwischen Steeg und der Landesgrenze, die Reschenstraße (B180) zwischen dem Reschenpass und der Katejansbrücke, die Engadinerstraß (B184) zwischen der Katejansbrücke und der Staatsgrenze Schalkl, sowie die Paznauntalstraße (B188) ab Pians gesperrt, wodurch unter anderem Kappl, Ischgl und Galtür nicht erreichbar waren. Ebenso geschlossen war die Fernpassstraße (B179) zwischen Nassereith und Biberwier, die Tirolerstraße (B171) zwischen Strengen und der S16 und die Gerlosstraße (B165) über den Gerlospass.