Nach heftigen Schneefällen und stürmischem Wind ist die Lawinengefahr in Westösterreich am Sonntag weiter verschärft worden. In Salzburg, Tirol, Vorarlberg, aber auch in Niederösterreich ist die Warnstufe von 3 (erheblich) auf 4 (groß) angehoben worden. Zahlreiche Straßen mussten deshalb gesperrt werden.

In Salzburg stieg die ohnehin bereits große Lawinengefahr am Sonntag noch weiter an. In den Nordalpen ab 2.000 Metern Seehöhe herrschte bereits am Vormittag Warnstufe 4. In den übrigen Gebirgsgruppen des Bundeslandes wurde sie - mit Ausnahme der Lungauer Nockberge - im Lauf des Tages von 3 auf 4 angehoben. Vereinzelt könnten sich Lawinen von selbst lösen, warnten Experten. Sie erwarten, dass die Gefahr auch kommende Woche groß bleibt und sich die Lage erst gegen Wochenmitte wieder etwas entspannt. Aber nicht nur im Hochgebirge war die Situation am Sonntag brenzlig. Auch der Gaisberg-Rundwanderweg oberhalb der Stadt Salzburg wurde wegen Lawinengefahr gesperrt.

In Oberösterreich ist die Lawinenwarnstufe für Bereiche oberhalb der Waldgrenze im Lauf des Sonntags ebenfalls von drei auf vier erhöht worden, unterhalb blieb es bei Stufe drei. Die Auslösung von Schneebrettlawinen sei bereits bei geringer Zusatzbelastung möglich, so der Lawinenwarndienst. Durch Schneefälle und starken Wind nehme auch die spontane Aktivität von Locker- und Schneebrettlawinen deutlich zu. Am Montag dürfte die Situation nach Einschätzung der Experten ähnlich bleiben.

Große Lawinengefahr herrschte auch in Vorarlberg. Sie wurde bereits am Morgen auf die zweithöchste Stufe 4 angehoben. Besserung war vorerst nicht in Sicht. Am Nachmittag musste die Straße nach Gargellen im Montafon aus Vorsichtsgründen gesperrt werden. Für die Nacht und am Montag wurden vor allem in den nördlichen Regionen weitere, ergiebige Schneefälle prognostiziert. Die Lawinengefahr wird in den Hauptniederschlagsregionen dadurch weiter ansteigen.

Nach Vorarlberg hatte am Sonntag kurz vor Mittag auch der Lawinenwarndienst Tirol die Gefahrenstufe auf 4 erhöht. Aus Sicherheitsgründen waren auch bereits mehrere Straßen, vor allem im Tiroler Oberland, gesperrt worden. Gesperrt wurde auch die Arlbergbahn zwischen Landeck und Bludenz. Durch die anhaltenden Schneefälle wurde vermehrt auch mit großen Lawinen gerechnet, die von selbst aus noch nicht entladenen Einzugsgebieten abgehen. Im östlichen Teil Norditrols blieb die Gefahr vorerst bei einer kritischen Stufe 3. Entspannter war die Situation nur im niederschlagsarmen Osttirol.

Auch in Niederösterreichs alpinen Regionen hat am Sonntag erhebliche Lawinengefahr geherrscht, die laut dem Lawinenwarndienst bedingt durch Neuschnee und Wind im Lauf des Tages stark anstieg. Dies galt für Lagen über 1.400 Meter in den Ybbstaler Alpen, wo die Beurteilung von Stufe 3 auf 4 angehoben wurde. Bereits bei geringer Zusatzbelastung durch einen einzelnen Alpinisten sei eine Schneebrettauslösung wahrscheinlich, auch spontan abgehende Schneebretter aus steilen Hängen könnten nicht ausgeschlossen werden, hieß es. Der Prognose zufolge werde die Situation am Montag weiterhin angespannt bleiben.

ÖBB stellten Ersatzunterkünfte bereit

Da aufgrund der Lawinengefahr St. Anton am Arlberg bis auf Weiteres nicht erreichbar ist, haben die ÖBB am Sonntag angekündigt, Ersatzunterkünfte bereitzustellen. Bahnreisende mit dem ursprünglichen Ziel St. Anton sollen sich an den Bahnhöfen Landeck-Zams bzw. Bludenz melden.

Die Arlbergbahn ist seit Sonntagvormittag gesperrt, auch über die Bundesstraße ist der Wintersportort St. Anton am Arlberg nicht erreichbar. Für Fernreisende wird laut ÖBB ein Ersatzverkehr mit Bussen über die Arlbergschnellstraße S 16 geführt. Es ist mit einer halbstündigen Reisezeitverlängerung zu rechnen.

Für Reisende nach St. Anton stellen die ÖBB gemeinsam mit dem Tourismusverband Tirol West Ersatzunterkünfte im Raum Landeck zur Verfügung. Für Reisende aus Richtung Westen nach St. Anton werden ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.

Die Lawinensituation am Arlberg wird von einer eigenen ÖBB-Lawinenkommission regelmäßig neu beurteilt. Es sei damit zu rechnen, dass die Streckensperre auf jeden Fall bis Montag aufrecht bleibt. Nachtzüge, die auf Montag in die Schweiz fahren, werden ohne Autobeförderung geführt.

Auch auf der Brennerbahn kam es zu Einschränkungen. Sie ist nach einer Oberleitungsstörung in einem Abschnitt zwischen Innsbruck und Matrei bis voraussichtlich morgen Montagvormittag nur eingleisig befahrbar. Hier komme es nur zu geringen Verzögerungen, so die ÖBB.