Erst wenige Tage ist es her, als Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) die hohe Kriminalität bei Flüchtlingen beklagte und ein scharfes Vorgehen der Regierung ankündigte. Konkret sprach er von einer "sehr, sehr strengen
Asylpolitik". Als Grundlage dienten im Zahlen des Sicherheitsberichts 2016. Wie viele Verurteilungen es bei diesen Verdächtigen gab, konnte Kickl allerdings nicht sagen und verwies auf die Zuständigkeit des Justizressorts. 

Die neuen Rohdaten des Sicherheitsberichts 2017 dürften Kickl nur bedingt als Argumentationsgrundlage dienen: Die Zahl der der tatverdächtigen Asylwerber ist 2017 deutlich gesunken.

Vollständiger Bericht kommt im März

509.792 gerichtlich strafbare Handlungen sind im Vorjahr in Österreich angezeigt worden. Das ist ein Minus von 28.000 Fällen bzw. 5,2 Prozent, berichtete der "Kurier" am Freitagabend online unter Berufung auf Dokumente des Innenministeriums. Ebenfalls deutlich gesunken ist demnach die Zahl tatverdächtiger Asylwerber. Offiziell wird die Kriminalstatistik voraussichtlich erst im März präsentiert.

Die Erfahrung zeige, "dass die Rohdaten im Wesentlichen den später veröffentlichen offiziellen Statistiken entsprechen", sagte ein namentlich nicht genannter "Insider" dem "Kurier". Den größten Rückgang gab es demnach bei Einbruchsdelikten. Nach mehr als 10.000 Autoeinbrüchen im Jahr 2016, waren es im Vorjahr rund 7.500. Statt knapp 3.000 gestohlenen Autos wurden im Vorjahr 2.660 gemeldet. Die Zahl der Taschen- bzw. Trickdiebstähle sank um ein Fünftel, Raubdelikte um knapp 18 Prozent.

Die Anzeigen bei Gewaltdelikten dürften um 2,4 Prozent auf etwas mehr als 42.000 Fälle zurückgegangen sein. Auch bei Sachbeschädigung und Körperverletzung verzeichnete die Polizei laut den Rohdaten einen leichten Rückgang. Eine deutliche Zunahme gab es - wie von den Behörden bereits Ende 2017 verlautbart - bei Cybercrime-Delikten. Fast 22 Prozent mehr Anzeigen waren es beim Internetbetrug, erfuhr nun der "Kurier".

Aufklärungsquote stieg deutlich

Der Rückgang der angezeigten Fälle war im Osten am höchsten. Die Aufklärungsquote stieg österreichweit um fast vier Prozentpunkte auf 49,7 Prozent, zeigen die Daten. Bei Kellereinbrüchen wurden etwa doppelt so viele Verdächtige gefasst. Bei Kfz- und Firmeneinbrüchen ging die Quote jedoch zurück.

Die Zahl der tatverdächtigen Asylwerber sank dem Bericht zufolge um knapp zehn Prozent. Im Vorjahr wurden 20.100 Asylwerber als Verdächtige einer Straftat geführt, 2016 waren es noch 22.288. Der Anteil der Ausländer insgesamt an den ausgeforschten Tatverdächtigen blieb mit 39,1 Prozent gleich.