Eine Explosion in der Gasstation Baumgarten der Gas Connect Austria in der Gemeinde Weiden a.d. March (Bezirk Gänserndorf) hat am Dienstag gegen 9 Uhr mindestens ein Todesopfer gefordert. Laut dem Unternehmen handelt es bei dem Toten um einen Mitarbeiter des TÜV (Technischer Überwachungsverein). Die Leiche weist schwerste Verbrennungen auf. Laut "Kurier" soll der 32-Jährige mit Überprüfungen am Gelände in Baumgarten an der March in der Gemeinde Weiden an der March beschäftigt gewesen sein, als es zur Explosion kam. Zudem wurden laut Sonja Kellner vom Roten Kreuz Niederösterreich 21 Menschen verletzt, davon einer schwer. Das Großfeuer wurde bereits gelöscht, hieß es seitens des Betreibers.

22 Feuerwehren mit insgesamt 240 Mann rückten aus, ebenso die Notarzthubschrauber "Christophorus 3" und "Christophorus 9". Das Rote Kreuz entsandte zwei Notarzt- und zehn Rettungswagen. Auch ein Polizeihubschrauber stand im Einsatz. Im Zuge der Explosion kam es zu einem Großbrand, der "bis auf einige kleinere Brandherde" mittlerweile eingedämmt ist. "Die Anlage wurde im kontrollierten Zustand heruntergefahren und ist außer Betrieb", sagte der Sprecher von Gas Conncect, Armin Teichert, der APA.

Preise ziehen an

Die Gaspreise zogen unmittelbar nach dem Unglück scharf an. In Italien schnellte der Großhandelspreis für sofortige Lieferung um 87 Prozent auf 44,50 Euro je Megawattstunde nach oben. Für britisches Gas zog der Preis um 37 Prozent an und notierte auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren.

Die Gasstation ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern wird dort übernommen, geprüft, getrocknet, gemessen und für den Weitertransport verdichtet. Die Gas Connect Austria gehört zu 51 Prozent der OMV. Der Energiekonzern betreibt einige Kilometer von der Gasstation entfernt Europas größten Erdgasspeicher, er ist von dem Unfall nicht unmittelbar betroffen.

Italien ruft Notstand aus

Am stärksten könnte sich der Ausfall der Station auf die Gasversorgung Italiens auswirken. Wirtschaftsminister Carlo Calenda sprach von einem "ernsthaften Problem" mit der Versorgung. Wie italienische Medien berichten, wurde durch den Vorfall automatisch der Notstand ausgerufen - dennoch sei die Situation "unter Kontrolle". Der Netzbetreiber Snam, zu dessen Netz die zerstörte Station in Baumgarten gehört, beruhigt, dass aufgrund der Lagerbestände die Versorgung auf jeden Fall gesichert sei.

Bilder von der Gasexplosion:

Neuer Anlagebehälter in Betrieb

Die Leiche weist schwerste Verbrennungen auf. Laut "Kurier" soll der 32-Jährige mit Überprüfungen am Gelände in Baumgarten an der March in der Gemeinde Weiden an der March beschäftigt gewesen sein, als es zur Explosion kam.

Offenbar war dem Bericht zufolge am Montag ein neuer Anlagebehälter in Betrieb genommen und mit sechs Bar Druck begast worden. Nachdem am Dienstag kein Druckverlust bemerkbar gewesen sei, sollte er demnach in Vollbetrieb übernommen werden - das sollte vom TÜV überprüft werden. In diesem Bereich soll es zu einer Verpuffung gekommen sein. Die Erhebungen der Brandermittler werden morgen in der Früh fortgesetzt, sagte Sprecher Heinz Holub von der Landespolizeidirektion Niederösterreich.

Technisches Gebrechen vermutet

Zur möglichen Ursache der folgenschweren Explosion hieß es seitens der Polizei, man gehe von einem technischen Gebrechen aus. Laut Gas Connect Austria wurde die Anlage in der Folge "im kontrollierten Zustand heruntergefahren und ist außer Betrieb". Bei dem tödlich Verletzten soll es sich nicht um einen Betriebsangehörigen handeln.

Nach Angaben des Landesfeuerwehrkommandos Niederösterreich war aus zunächst ungeklärter Ursache auf dem Areal eine Gasleitung im Freien explodiert. Sprecher Franz Resperger berichtete von einer "ohrenbetäubenden Explosion" und einer heftigen Druckwelle. Das Feuer erfasste sechs Objekte, die zum Teil in Vollbrand gerieten. Die Hitzeentwicklung sei so enorm gewesen, dass abgestellte Autos verschmorten.

14 Feuerwehren waren mit 150 Mitgliedern angerückt. Eingesetzt wurden Atemschutztrupps sowie an Gerätschaften u.a. Wasserwerfer und Drehleitern.

Einsatzstäbe eingerichtet

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat sich am Dienstag tief betroffen über die Explosion in der Gasstation Baumgarten gezeigt. "Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei sind vor Ort. Bei der Bezirkshauptmannschaft, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Landespolizeidirektion wurden koordiniert Einsatzstäbe eingerichtet. Jetzt steht das Retten und Bergen im Vordergrund."

Gleichzeitig werde derzeit die Explosionsursache ermittelt. Der Polizeihubschrauber sei im Einsatz, um ein umfassendes Lagebild zu liefern, hieß es in dem Statement. Die Landeshauptfrau stehe in ständigem Kontakt mit den Einsatzkräften. Sie kündigte zudem an, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen.

Größte Übernahmestation für Erdgas in Österreich

Die Gasstation Baumgarten ist nicht nur Österreichs größte Import- und Übernahmestation für Erdgas. In Verbindung mit den Großspeichern der OMV ist Baumgarten einer der wichtigsten Versorgungsknotenpunkte für Erdgas in Mitteleuropa. Die Versorgung der österreichischen Haushalte ist einem OMV-Sprecher zufolge selbst bei einem strengen Winter nicht gefährdet. In Ostösterreich erfolgt nun die Versorgung über die sogenannte Westschiene, eine leistungsstarke Transportleitung von den Gasspeichern in Oberösterreich in den Osten.

In Baumgarten haben Transit-Pipelines wie die Trans-Austria-Gasleitung (TAG), die West-Austria-Gasleitung (WAG) und die Hungaria-Austria-Gasleitung (HAG) ihren Ausgangspunkt. Das Verteilerleitungsnetz in Österreich erstreckt sich über nahezu 40.000 Kilometer.

Aus Baumgarten wird das Erdgas über die großen Transitleitungen nach Deutschland, Italien, Frankreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn gebracht und über das Primärverteilsystem in die österreichischen Bundesländer transportiert. Rund ein Drittel der für Westeuropa bestimmten Exportmenge aus Russland wird über die Erdgasdrehscheibe Baumgarten abgewickelt.

Gas Connect Austria stellt die Logistik und Infrastruktur bereit. Die OMV hatte die Gas Connect Austria im Vorjahr zu 49 Prozent an ein Konsortium aus dem italienischen Gasnetz-Betreiber SNAM und der deutschen Allianz Capital Partners verkauft, die Mehrheit von 51 Prozent gehört ihr weiterhin.