Ein schwerer Sturm mit Windspitzen bis 140 Stundenkilometer im Flachland und bis zu knapp 180 auf den Bergen hat am Sonntag über Österreich getobt. Die Feuerwehren mussten tausende Einsätze absolvieren.

Im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland wurden mehrere Hochspannungsleitungen zerstört. Betroffen waren vier Stahlgittermasten der 110-kV-Leitung Neusiedl-Frauenkirchen im Bereich der Gemeinden Gols und Weiden, bestätigte die Energie Burgenland am Montag einen Bericht des ORF Burgenland. Rund 12.250 Haushalte waren dadurch für sieben Minuten ohne Strom.

Durch den Ausfall musste auf die 110-kV-Kabelleitungen aus dem Umspannwerk Andau umgeschaltet werden. Noch am Sonntag wurden erste Maßnahmen zur Errichtung provisorischer Ersatzmasten gesetzt. Die Inbetriebnahme soll in knapp zwei Wochen erfolgen. Eine Neuerrichtung der beschädigten Masten ist noch vor Wintereinbruch geplant. "Im Burgenland ist seit Beginn der Stromversorgung noch kein 110 kV-Gittermast umgeknickt", hieß es von der Energie Burgenland. Eine Schadenssumme steht noch nicht fest.

Neusiedler Seebahn gesperrt

Aufgrund von Gefahrenquellen neben der Trasse wurde auch die Neusiedler Seebahn zwischen Neusiedl am See und Pamhagen gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Die Sperre werde zumindest bis Mittag andauern, hieß es von der Neusiedler Seebahn.

Die Landessicherheitszentrale Burgenland (LSZ) vermeldete am Montagvormittag keine Feuerwehreinsätze mehr. Insgesamt gab es von Sonntag bis Montagfrüh 45 Einsätze wegen Sturmschäden.

Lage in Oberösterreich

In Oberösterreich waren am Montag Aufräumarbeiten in Gang, es herrschte aber großteils wieder Ruhe nach dem starken Sturm vom Wochenende. Fünf bis sechs kleinere Einsätze meldete das Landesfeuerwehrkommando und nur noch 39 Haushalte waren am Vormittag ohne Strom. Bis Mittag sollten auch sie wieder versorgt sein, hieß es von der Energie AG.

Zu Spitzenzeiten waren am Sonntag mehr als 8.000 Feuerwehrleute im Einsatz gestanden. Insgesamt haben die Feuerwehren über 1.800 Einsätze absolviert. Im Bezirk Kirchdorf an der Krems war ein Feuerwehrfahrzeug Sonntagvormittag in einen Unfall verwickelt. Ein 53-Jähriger wollte in seinem Auto bei Micheldorf die Pyhrnpass Straße (B138) in Richtung Eisbach überqueren und übersah dabei den Einsatzwagen. Die Fahrzeuge kollidierten im Kreuzungsbereich. Der Unfall wurde für die Feuerwehrler gleich zum Einsatz: Sie befreiten die 80-jährige Beifahrerin des Autolenkers aus dem Pkw. Die Frau wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Sperre des Wiener Hauptbahnhofs

In Wien wurde am Sonntag der Hauptbahnhof gesperrt, nachdem sich Verschalungsteile bei einer Hochhausbaustelle gelockert hatten.

In der Bundeshauptstadt gab es bis etwa 18.00 Uhr knapp 900 Einsätze für die Berufsfeuerwehr zu absolvieren, etwa 800 mehr als an einem normalen Tag. "Viel werden uns am Ende des Tages nicht auf die 1.000 Einsätze fehlen. Wir beschäftigen uns fast ausschließlich mit den Folgen des Sturms", sagte Gerald Schimpf, Sprecher der Berufsfeuerwehr, am Abend.

Der spektakulärste Einsatz war beim Wiener Hauptbahnhof zu absolvieren, wo 65 Feuerwehrleute mit 18 Fahrzeugen im Einsatz standen. Sie versuchten die großen Teile an der Fassade des in Bau befindlichen Hauses zu sichern und kleinere Teile in die Bahnhofshalle zu bringen. Die Bahnsteige waren für Menschen gesperrt, damit war auch der oberirdische Bahnhofsbetrieb über Stunden lahmgelegt. Züge konnten zwar durchfahren, sie konnten aber nicht halten und Passagiere ein- oder aussteigen lassen.

Der Betrieb wurde damit über den Bahnhof Meidling abgewickelt. Lediglich die Schnellbahn, die nicht im Freien hält, blieb noch am Hauptbahnhof stehen. Das Gebäude selbst war sicher und konnte unterirdisch verlassen werden. Die Polizei sperrte laut Informationen über ihren Twitter-Account auch den Wiedner Gürtel in dem Bereich. Gegen 15.00 Uhr wurde die Sperre aufgehoben, ab 16.00 Uhr waren die Züge wieder planmäßig unterwegs

Gegen 13.00 Uhr gab es auch auf der Donauinsel bei der Lobau eine Sperre. Die Berufsfeuerwehr entdeckte in der Mitte der Schwimmbrücke Waluliso unweit der Panozzalacke lose Elemente. Die Überquerung des Entlastungsgerinnes zu Fuß war in dem Bereich damit unmöglich, "bis die Teile wieder befestigt sind", sagte Feuerwehrsprecher Lukas Schauer.

Windspitzen des Sturms
Windspitzen des Sturms © Silke Ulrich

Ansonsten waren der Großteil der Einsätze "Klassiker" für einen Sturm. Die Feuerwehr musste einige große umgestürzte Bäume beseitigen, auf der Donau hatte sich ein Fischerboot aus der Verankerung gerissen. Dieses wurde von Feuerwehrtauschern gesichert. Außerdem war die Fassade eines Gebäudes großflächig zu sichern. Am Abend trat Schimpf zufolge "vorsichtige Entspannung" ein. Die Wiener Friedhöfe und auch einige Parks wurden geschlossen.

In Niederösterreich wütete der Sturm in nahezu allen Regionen. Massiv betroffen waren die Bezirke Amstetten, Melk und Krems, Mödling und Baden. Verletzte wurden bis dato nicht gemeldet, die Arbeit der Feuerwehren bestand nach Angaben von Sprecher Franz Resperger zu 90 Prozent darin, umgestürzte Bäume von Strom- oder Telefonleitungen sowie Straßen zu beseitigen, Kamine und Dächer sowie instabile Fassadengerüste zu sichern. Im Waldviertel waren vorübergehend Tausende Haushalte ohne Strom.

Laut Resperger hatte sich die Lage am Abend weitgehend entspannt. 220 Feuerwehren hatten in Niederösterreich 1.500 Einsätze mit insgesamt 5.000 Mitgliedern absolviert. Es gab auch zahlreiche Straßensperren aufgrund umgestürzter Bäume.

In der Steiermark waren am Sonntag rund 12.000 Haushalte ohne Strom, da 240 Trafostationen durch Sturmschäden ausgefallen waren. Betroffen waren neben Gebieten in der Obersteiermark am Nachmittag vor allem die Ost- und Südsteiermark. Der oststeirische Tierpark Herberstein war aus Sicherheitsgründen geschlossen.

In Salzburg gingen die Feuerwehreinsätze gegen 16.00 Uhr zurück. Der Schwerpunkt verlagerte sich am Sonntagabend in den Tennengau, wo gegen 18.00 Uhr noch fünf Feuerwehren beschäftigt waren. "Die Lage hat sich beruhigt", hieß es auf APA-Anfrage. Insgesamt waren 68 Feuerwehren mit rund 1.600 Mann im Flachgau, Pinzgau, Pongau und Tennengau unterwegs.

In der Stadt Salzburg waren die Feuerwehren mit 100 Mann seit den frühen Sonntagmorgenstunden im Einsatz, um Sturmschäden zu beseitigen. Im Bereich des Kommunalfriedhofs wurden drei Bäume geknickt - "insofern war unsere Vorsichtsmaßnahme der Friedhofssperre höchst notwendig und sinnvoll", so Vize-Bgm. Harry Preuner (ÖVP) in einer Aussendung. Ab 14.00 Uhr gab es laut dem Sprecher des Flughafens Salzburg, Alexander Klaus, keine Einschränkungen mehr im Flugverkehr. Zuvor mussten am Sonntag von vierzehn Flügen zwei gestrichen und sechs umgeleitet werden.

In Vorarlberg wurde aufgrund der Sturmböen am Sonntagvormittag der Fahrbetrieb der Karren-Seilbahn in Dornbirn eingestellt. Auf dem Karren (971 Meter Seehöhe) wurden Windgeschwindigkeiten bis 100 Stundenkilometer gemessen. Schäden aufgrund des Windes gab es laut Auskunft der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) bis zum Nachmittag nicht.