Bei einem orkanartigen Sturm sind in der Nacht auf Samstag zwei Menschen in St. Johann am Walde (oberösterreichischer Bezirk Braunau) gestorben. Der Wind hatte ein Festzelt mit 650 Besuchern umgerissen. "Ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter Sachverständiger wird am Samstagnachmittag eintreffen und die Unglücksstelle begutachten", berichtete ein Polizist der APA. Für Wetter-Experten war der Sturm überraschend.

Ort ist für Ermittlungen gesperrt

Derzeit ist der Ort auf Anweisung der Staatsanwaltschaft für die Ermittlungen gesperrt. Aufräumarbeiten durften damit vorerst nicht vorgenommen werden. Durch herabfallende Gerüstteile waren ein 28-Jähriger und eine 19-Jährige getötet worden. 120 Menschen wurden verletzt, davon 20 schwer. Eine Person schwebte noch in akuter Lebensgefahr.

Von der Massivität der Sturmböen waren auch oberösterreichische Wetterexperten überrascht. Zwar habe man gewusst, dass eine Front über Oberösterreich ziehen werde. "Die Modelle hatten aber keine 100 km/h Böen vorgesehen", so Meteorologe Wolfgang Traunmüller von Blue Sky-Wetteranalysen aus Attnang-Puchheim. Unwetterwarnungen habe man Freitagabend in einem Zeitfenster von etwa fünf bis zehn Minuten treffen können. "Das ist für so ein Zeltfest natürlich viel zu kurz." Die Front hatte sich lange Zeit normal verhalten. Durch dynamische Vorgänge habe sich der Sturm unerwartet so massiv entwickelt. 130 km/h waren beispielsweise in Hörsching messbar.

Anfangs war noch von 44 Verletzten die Rede. Hier hatte man aber bereits befürchtet, dass die Zahl noch steigen könnte. Viele Besucher der Feier wurden auch privat von Angehörigen ins Krankenhaus gebracht. Zuerst lagen nur die offiziellen Daten der vom Roten Kreuz Versorgten vor. Zu Mittag revidierte man die Zahl dann massiv nach oben, zunächst auf 120, später sogar auf 140. Bei den Getöteten handelte es sich um einen Einheimischen und eine aus Rumänien gebürtige Krankenschwester in Ausbildung.

Augenzeugen berichten

"Wir sind sofort weggelaufen, innerhalb von nur wenigen Sekunden haben Sturmböen einen Großteil des Festzelts umgerissen. Anschließend haben wir versucht, uns zwischen den parkenden Autos zu verstecken", sagt ein geschockter Augenzeuge den Oberösterreichischen Nachrichten.

Aufgrund des Großschadensfalles mit den vielen Verletzten löste das Rote Kreuz Katastrophenalarm aus. Für Angehörige wurde um 5.00 Uhr seitens des Rettungsdienstes unter der Nummer 0732/7644644 eine Telefonhotline eingerichtet. Fünf Mitarbeiter wurden vorerst zur Betreuung abgestellt. "Insgesamt haben wir 45 Anrufer gezählt", teilte der Sprecher des Roten Kreuzes, Christian Hartl, der APA mit.

Das Unglück sorgte auch in der oberösterreichischen Landespolitik für Entsetzen. "Es ist einfach nur traurig und unfassbar, wenn Menschen durch die Gewalt der Natur so brutal aus dem Leben gerissen und so viele weitere zum Teil schwer verletzt werden", meinte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) in einer Presseaussendung. SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer drückte den Hinterbliebenen ebenfalls ihre Kondolenzwünsche aus. "Den vielen Verletzten und Schwerverletzten wünschen wir nur das Beste", so Gerstorfer. FP-Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek dankte den Einsatzkräften: "Ich bin mit den zuständigen Stellen im Kontakt und erneut zeigt sich, dass die Zusammenarbeit auch über die Landes- und Bundesländergrenzen hervorragend funktioniert."

Baum stürzte auf Partygäste

Durch das plötzlich aufgetretene Unwetter sind in Gilgenberg (Bezirk Braunau) vier Menschen verletzt worden. Eine 20 Meter hohe Fichte war auf eine private Feiergemeinde gestürzt. Das berichtete die Polizei in einer Presseaussendung. Der Ort liegt nur 30 Kilometer von St. Johann im Walde entfernt, wo zwei Menschen durch ein umgerissenes Festzelt ums Leben kamen. 

Während einige Gäste noch rechtzeitig in das Haus flüchten konnten, wurden eine 28-Jährige aus Gilgenberg, ein 48-Jähriger aus Feldkirchen bei Mattighofen, ein 28-Jähriger aus Schwand im Innkreis und eine 31-Jährige aus Schwand im Innkreis vom Baum getroffen. Die Partygäste wurden im Krankenhaus behandelt. Sie konnten dieses allerdings bereits wieder verlassen.

Laut Landesfeuerwehrkommando zählten das Entfernen von umgestürzten Bäumen von Häusern und Straßen in der Sturmnacht zu den Hauptaufgaben. 500 Feuerwehren waren mit insgesamt rund 7.500 Einsatzkräften zu mehr als 1000 Einsätzen alarmiert worden.

150.000 Einwohner ohne Strom

Der schwere Sturm über Oberösterreich in der Nacht hat zudem für großflächige Stromausfälle gesorgt. Umgestürzte Bäume und Blitzeinschläge sorgten für das Blackout. 150.000 Menschen saßen im Dunkeln berichtete die Netz OÖ GmbH in einer Presseaussendung.

Der Beginn der Störung war am Freitag kurz nach 22 Uhr im Bezirk Braunau eingetreten. Der Schwerpunkt lag in den Bezirken Braunau, Ried, Schärding, Rohrbach und Urfahr-Umgebung. Aber auch die Bezirke Gmunden, Vöcklabruck, Grieskirchen, Eferding, Kirchdorf und Steyr-Land waren von den Ausfällen betroffen.