Nach einem Kabelbrand im Hauptbahnhof Linz Freitagfrüh war der Zugverkehr um diese Drehscheibe stundenlang total blockiert. Am Nachmittag wurde der Fernverkehr wieder hochgefahren, es war aber noch mit Verspätungen zu rechnen. Wann der Nahverkehr wieder läuft, war vorerst ebenso unklar wie Brandursache und Höhe des Sachschadens.

Schwelbrand in unterirdischem Kabelschacht

Der Alarm bei der Linzer Berufsfeuerwehr ging um 4.59 Uhr ein: In einem unterirdischen Kabelschacht war ein Schwelbrand ausgebrochen. Die Folge war ein Stromausfall. Ein Stellwerk im Ostteil des Bahnhofes konnte nicht mehr betrieben werden, eine Durchfahrt an dem Knotenpunkt war nicht mehr möglich, er war somit lahmgelegt. Betroffen war der Verkehr auf der West-, der Pyhrn- und der Summerauerstrecke sowie der Linzer Lokalbahn.

Der Feuerwehreinsatz gestaltete sich schwierig, weil der Kabelschacht unterirdisch verläuft und nicht klar war, wo genau sich der Brandort befindet. Am Bahnhofsgelände war zu sehen, dass grauer Rauch aus mehreren Öffnungen im Boden aufstieg. Für die Einsatzkräfte - rund 50 Mann der Berufs- und der Betriebsfeuerwehr - stellte die elektrische Hochspannung ein große Gefahr dar. Erst nachdem die Anlage von den ÖBB freigegeben worden war, konnte mit den Löscharbeiten begonnen und der Schacht mit Löschpulver sowie CO2 geflutet werden. Gegen 12.00 Uhr berichteten die ÖBB schließlich: "Brand aus".

Durch das weitverzweigte System an Kabelkanälen waren Brandgase auch in zwei ÖBB-Gebäude gedrückt worden. Die Einsatzkräfte stellten dort eine sehr hohe CO-Konzentration fest und evakuierten, unterstützt vom Stördienst der Linz AG, rund 150 Personen.

Erhebliche Verlängerungen der Reisezeit

Der Brand hatte umfangreiche Auswirkungen auf den regionalen und überregionalen Bahnverkehr: Für die internationalen Züge auf der Westbahn-Achse wurde vorübergehend eine Umleitung von St. Valentin nach Selzthal, Bischofshofen und Salzburg sowie für die Strecke Wien-Passau über Bad Ischl eingerichtet. Das bedeutete einen großen Umweg und erhebliche Verlängerungen der Reisezeit. Später gab es für die Fernzüge einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen St. Valentin und Wels. Für den Nahverkehr wurde ebenfalls ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Ein Teil der Züge auf der Westbahn wurde unter Einsatz von Dieseltriebwagen zwischen Wels und Linz gezogen.

Nach dem Kabelbrand hat der überregionale Zugverkehr am Nachmittag begonnen, sich zu normalisieren. "Der Fernverkehr rollt ziemlich regelmäßig", sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder. Der Regional- und Nahverkehr soll sich aber erst bis Samstagnachmittag normalisieren.

Bei den Railjets, ICE- und Intercity-Zügen laufe der Verkehr "relativ normal" für den Fahrgast, sagte Rieder am frühen Abend im Gespräch mit der APA. Verspätungen würden sich im Rahmen halten. "Es war für uns eine logistische Herausforderung, weil die Züge alle an falschen Stellen gestanden sind", schilderte der Bahnsprecher. Er geht davon aus, dass der Fernverkehr am Samstag "komplett normal" laufen werde.

In Regional- und Nahverkehr erwarten die ÖBB bis Samstagnachmittag eine Normalisierung. Es sollen zwar bereits vorher alle Strecken bedient werden, teilweise muss man aber noch auf einen Schienenersatzverkehr oder in Dieselzüge umsteigen. Die ersatzweise fahrenden Busse hatten Freitagabend allerdings mit weiteren Schwierigkeiten zu kämpfen, denn sie steckten teilweise im Linzer Feierabend-Stau fest.

Die ÖBB haben laut eigenen Angaben 30 Busse abgestellt und 30 Mitarbeiter, die am Hauptbahnhof den betroffenen Fahrgästen behilflich sind.