Bei einem Test von Lippenpflegemitteln war gut die Hälfte der Produkte mit gesättigten bzw. aromatischen Kohlenwasserstoffen belastet, berichtet das Magazin "Konsument" (April-Ausgabe). Die Wirkung auf den Menschen ist noch nicht geklärt, Verbraucherschützer halten diese Substanzen aber für kritisch.

Im Fokus des von der deutschen Stiftung Warentest durchgeführten Tests standen die Kohlenwasserstoffe MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). Ihr Vorkommen in Lippenpflege sei schon deshalb problematisch, weil sie zwangsläufig geschluckt würden. 13 von 25 Erzeugnissen enthielten solche Substanzen, die sich im Fettgewebe des Körpers anreichern.

Verzicht auf erdölbasierte Substanzen

Der sicherste Weg, MOSH- und MOAH-freie Kosmetik herzustellen, sei der Verzicht auf erdölbasierte Substanzen. Für Naturkosmetik sind sie in Österreich verboten. Folgerichtig schmückt fünf der elf als empfehlenswert bewerteten Produkte ein Naturkosmetik-Siegel.

Präparate ohne Erdölderivate

Die Tester fanden aber auch Präparate ohne Erdölderivate, die trotzdem ihrer Meinung nach bedenkliche Stoffe enthielten. In zwei Apothekenmarken seien hohe Gehalte an POSH (Polymer Oligomeric Saturated Hydrocarbons) nachgewiesen worden. Diese Kohlenwasserstoffe, die den MOSH sehr ähnlich seien, würden oft aus Biomasse oder Kohle synthetisch hergestellt und sich ebenso im Körper anreichern.

Potentiell bedenklich

MOSH und MOAH stecken auch in Lebensmitteln. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA bezeichnet schon die Menge, die man täglich mit der Nahrung aufnimmt, als potenziell bedenklich. Wer regelmäßig Lippenstift verwendet, schluckt aber im Lauf eines Jahres laut Berechnungen des Wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission rund 20 Gramm des Produkts. Bezogen auf das am stärksten mit MOSH belastete Mittel im Test, den Bebe Young Care classic Stift, würden laut "Konsument" pro Jahr mehr als neun Gramm aufgenommen. Einige der gesättigten Kohlenwasserstoffe MOAH wiederum seien potenziell krebserregend. Über Druckfarben aus Verpackungen oder über Schmieröl aus dem Herstellungsprozess geraten sie mitunter in Nahrungsmittel.

Inhaltsstoffe

Folgende auf der Verpackung gelistete Inhaltstoffe sind laut "Konsument" ein potenzieller Hinweis für MOSH, MOAH oder POSH: Cera Microcristallina Wax, Ceresin, Mineral Oil, Ozokerite, Paraffin, Paraffinum Liquidum, Petrolatum, Hydrogenated Polyisobutene, Polyethylene, Polybuten. "Wir empfehlen, Lippenpflegeprodukte zu benutzen, die keine der gelisteten Inhaltstoffe enthalten."

Generell macht Lippenpflege aber Sinn. Vor allem UV-Licht kann die Lippenhaut schnell schädigen. Wenn raue und schuppige Lippen wund werden und nicht mehr richtig heilen, muss man zum Hautarzt: "Erfolgt keine Behandlung, droht Hautkrebs", warnten die Konsumentenschützer. Männer seien häufiger betroffen, vermutlich weil viele Frauen Lippenstift tragen, der einen gewissen UV-Schutz bietet.

Bezüglich der Pflegeeigenschaften der untersuchten Produkte trafen die Tester keine Aussagen: Es gibt kein Standardverfahren, mit dem sie objektiv beurteilt werden könnten.