Ein Terrorverdächtiger ist am Freitagnachmittag in Wien geschnappt worden. "Es haben sich in den vergangenen Tagen Hinweise auf einen geplanten Anschlag in der Bundeshauptstadt verdichtet", sagte der Pressesprecher der Wiener Polizei, Thomas Keiblinger.

Ausländische Geheimdienste hatten die Behörden über einen möglichen Anschlag im Zeitraum zwischen 15. und 30. Jänner informiert. Der Verdächtige, der einer albanisch-stämmigen Gruppe radikaler Islamisten angehören soll, ist in Wien wohnhaft und wurde von der Polizei observiert. "Polizei, Verfassungsschutz und Cobra haben eng zusammengearbeitet", betonte Keiblinger. Um 18 Uhr griff die Spezialeinheit Cobra zu und nahm den 18-Jährigen in einer Wohnung in der Rotenhofgasse in Wien-Favoriten fest.

Warnung an Bevölkerung

Die Polizei richtete eine Warnung an die Bevölkerung. Vor allem an stark frequentierten Orten möge man in nächster Zeit aufmerksam sein, bis die Ermittlungen abgeschlossen seien. Bei Sichtung zurückgelassener Gegenstände - wie Gepäckstücke - möge man die Polizei unter der Nummer 133 verständigen.

Der Verdächtige soll einen Sprengsatz in Eigenregie in Deutschland gebaut haben und vor ein paar Tagen wieder nach Österreich zurückgekommen sein. Dazu gab es bisher von offizieller Seite keinen Kommentar. Man möchte laufende Ermittlungen nicht durch vorzeitige Preisgabe von Ergebnissen gefährden, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka in einer Freitagabend kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Sobotka sagte ausdrücklich, ein potenzieller Anschlag in der Bundeshauptstadt sei durch die Festnahme verhindert worden. Beim Terrorverdächtigen handle es sich um einen Österreicher mit Migrationshintergrund.

Er komme aus dem albanischen Milieu, sei kein Heimkehrer - und es liege möglicherweise ein radikal-religiöser, salafistischer Hintergrund vor, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka in der "ZiB 2". Es gebe Anhaltspunkte, "dass ein etwas größeres Rahmenwerk dahintersteht". Mögliches Anschlagsziel sei die U-Bahn gewesen. Die Polizei werte diese Hinweise aus.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden hat zum Erfolg geführt, sagte Konrad Kogler, Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit. Zugleich betonte er, dass die inländischen Behörden die Sicherheitsmaßnahmen aufrecht halten, während die Ermittlungen laufen. Landespolizei-Vizepräsident Karl Mahrer ersuchte die Bevölkerung um Achtsamkeit.

Die Polizei werde weiterhin in erhöhtem Maße Präsenz zeigen, bis man wieder von einer sicheren Lage ausgehen kann. "Die Wege, die der Täter in den letzten Jahren genommen hat, und auch das Täterprofil möchte ich heute noch nicht bekannt geben", sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP). Der 18-jährige Verdächtige habe seinen Hauptstandort und seine Wohnadresse in Wien gehabt. Die Hinweise auf den Burschen kamen aus dem Ausland - von wo, wollte Sobotka aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt geben.

"Es ist in diesen Hinweisen davon die Rede gewesen", sagte Sobotka auf die Möglichkeit eines geplanten Anschlags mit einer Bombe angesprochen. Aber wie man bei anderen Fällen gesehen habe, sei vieles als Waffe möglich. Die Verbindungen des Verdächtigen ins Ausland werden derzeit geprüft.

Die Observierung des Verdächtigen lief seit wenigen Tagen. "Und wenige Tage bewegt sich zwischen eins und vier", so Sobotka. Der Mann habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Es gebe "einzelne Indizien" auf eine islamistische Radikalisierung, die man aber noch prüfen müsse.

Großes Politikerlob für Polizeieinsatz 

Die Polizei bekam Freitagabend viel Dank für die Festnahme eines Terrorverdächtigen in Wien - auch seitens der Spitzenpolitik. Allen voran dankte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) via Facebook für die "exzellente Polizeiarbeit". "Ihr macht Österreich zu einem der sichersten Länder der Welt", würdigte er den Einsatz der Sicherheitsbehörden.

Ähnlich ÖVP-Chef Vizekanzler Reinhold Mitterlehner: "Ich danke allen Einsatzkräften, die rund um die Uhr für unsere Sicherheit sorgen und gegen Terror ermitteln", war von ihm auf Facebook zu lesen. Außenminister Sebastian Kurz sagte ebenso "Danke an die Polizei & das Team im Innenministerium für den Einsatz".

Und auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache - der zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump in die USA gereist war - bekundete der Polizei auf Facebook ein "Danke für Ihre exzellente Sicherheitsarbeit im Interesse der österreichischen Bevölkerung".