Luis Nagele betreibt die Sattelbergalm in vierter Generation und ist rundum zufrieden. Vor zehn Jahren hat sich der Hüttenwirt, der selbst auf der Alm im Tiroler Wipptal auf 1600 Metern aufgewachsen ist, dazu entschlossen, das kleine Skigebiet nicht mehr weiterzubetreiben. „Es war eigentlich Glück im Unglück“, zieht der 40-Jährige Bilanz. „Wir haben eine große Skihütte und das Angebot wird mittlerweile sehr gut angenommen.“

Freilich war die Umstellung kein Spaziergang. Vor allem dann, wenn der Schnee fehlt und das Tagesgeschäft einbricht. „Aber viel wichtiger als der Umsatz - das macht nicht mehr alles aus - ist die Perspektive, die sehr positiv ist“, erklärt Nagele. Derzeit hat die idyllisch gelegene Alm unter der Woche im Schnitt 60 bis 80 Gäste am Tag, am Wochenende können es bei guter Schneelage schon an die 200 Gäste täglich sein.

Auf Tourenboom gesetzt

Die Tourengeher wandern mit ihren Tourenskier vom Parkplatz in Gries am Brenner nahe der italienischen Grenze auf der alten Skipiste bis zum Gipfel, die meisten kehren dabei auf der bald 150 Jahre alten Hütte ein. Dort werden sie mit Produkten aus der eigenen Landwirtschaft bewirtet. 2006 hat Luis Nagele die Zeichen der Zeit erkannt und mit dem einsetzenden Skitourenboom voll auf dieses Gästesegment und die vielen einheimischen Tourengeher gesetzt. Dazu kommen viele Firmenfeiern, Rodelgruppen und Familien, die auf der Hütte auch übernachten können. Derzeit ist eine Schulklasse auf Wintererlebniswoche auf der Alm einquartiert - mit Skifahren, Tourengehen, Schneeschuhwandern und Iglu-Bauen. Dass das kleine Skigebiet damals zugesperrt hat, war für die Familie und die Einheimischen keine einfache Sache. Vor allem im Dorf hat der Verlust eine Narbe hinterlassen. Einheimische, die 40 Jahre lang am Lift gearbeitet haben, waren geknickt, berichtet Nagele, der selbst mit den Liften und den Gästen aufgewachsen ist.

Hüttenwirt Luis Nagele
Hüttenwirt Luis Nagele © Sattelbergalm

Der Hüttenwirt besitzt noch immer ein Pistengerät und präpariert damit eine Aufstiegsspur für die Tourengeher: „Ich hab das Gefühl, dass ich das alte Skigebiet nicht ganz loslassen kann“, schmunzelt er. „Aber die Gäste honorieren das auch.“ Der Aufwand für die Familie ist nach dem Ende des Liftbetriebs durchaus höher geworden, der Transport auf die Alm musste organisiert werden, auch die Gäste kamen früher bei Weitem nicht so regelmäßig wie heute.

Blick in die Zukunft

Einige Jahre später konnte Nagele aber wieder investieren und die Gästezimmer ausbauen. Plötzlich waren sie unter den Tiroler Skitourengebieten unter den besten zehn zu finden, als kleines Skigebiet wären sie eines von vielen gewesen. Gemeinsam mit seiner Frau, den beiden Kindern, seinen Schwestern und den Eltern blickt Nagele der Zukunft positiv entgegen: „Ich habe es einfach immer probiert, auch aus Angst, dass es in Zukunft nicht mehr laufen würde. Zwischendurch waren gute Ideen dabei und so hat es geklappt“, sagt er und spricht schon von der nächsten Veranstaltung: vom „Mondscheinblues-Abend“. Damit trifft der Tiroler wieder den Nerv der Zeit: Nachtskitouren an Vollmondabenden.