Kriminalisten aus Österreich, Tschechien und Deutschland haben eine internationale Drogen-Bande zerschlagen. Bis November 2016 wurden 104,5 Kilo Crystal Meth sichergestellt und zwei Labore, in denen die Drogen hergestellt wurden, in Tschechien und den Niederlanden, ausgehoben. In Oberösterreich wurden sechs Personen festgenommen, gab die Polizei in einer Pressekonferenz am Freitag in Linz bekannt.

50-köpfige Tätergruppe

Die Verdächtigen mit einem rund 60-jährigen bosnischen Serben als Anführer haben gemeinsam im Bosnienkrieg gekämpft. Die hierarchisch organisierte, mehr als 50-köpfige Tätergruppe, sei sehr professionell vorgegangen. Die Ermittler haben Drogen mit einem Verkaufswert von rund acht Millionen Euro beschlagnahmt und zwei Großlabore für Crystal Meth ausgehoben. Die Suchtmittel waren überwiegend für den mitteldeutschen Raum, aber auch Österreich und Berlin bestimmt. Im oberösterreichischen Zentralraum wurden Rauschgift im Straßenverkaufswert von 190.000 Euro und zwei Indoor-Aufzuchtanlagen sichergestellt. Es gab sechs Festnahmen, zehn Hausdurchsuchungen und 52 Anzeigen gegen Endabnehmer. Die Festgenommenen sind zwischen 25 und 40 Jahre alt, darunter sind zwei deutsche, ein serbischer und drei österreichische Staatsbürger. Sie seien laut Oberstleutnant Hermann Furtmüller speziell zum Knüpfen von Kontakten und der Beschaffung von finanziellen Mitteln für die Drogenproduktion zuständig gewesen.

Landeskriminalamtsleiter Gottfried Mitterlehner verdeutlichte das Volumen der Suchtmittel mit einem Vergleich: "In Deutschland werden im gesamten Jahr keine 100 Kilo Methamphetamine sichergestellt, hier waren es in einem dreiviertel Jahr über 100 Kilo." Die beiden Großlabors hatten ein geschätztes Produktionsvolumen von jeweils 50 bis 100 Kilogramm Crystal Meth pro Woche.

Labor in Tschechien

Im Juni beschlagnahmten die Ermittler in einem Labor in Tschechien mehr als 20 Kilo Crystal und 90 Kilo Ephedrin, ein Grundstoff zur Herstellung von Crystal Meth. Die bosnisch-albanische Tätergruppe zahlte 20.000 Euro Miete für das zu einem Drogenlabor umfunktionierte Einfamilienhaus. Der noch im Haus lebende Vermieter hat immer mit einer Gasmaske geschlafen. "Den zwei Drogenköchen haben die chemischen Prozesse anscheinend nichts ausgemacht", sagte Furtmüller. Im September wurden in einem in den Niederlanden beschlagnahmten Labor mehr als 74 Kilo Crystal und reine Methamphetaminbase sichergestellt. Die Ermittler vermuten, dass die Täter ihre Produktion nach der Aushebung des Labors in Tschechien nach Holland verlegt haben.

Drogen, Waffen, Bargeld

Am Mittwoch wurden im Zuge einer Großrazzia in Deutschland und Tschechien insgesamt 36 Durchsuchungsbeschlüsse und weitere neun Haftbefehle in drei Ländern vollstreckt. Dabei wurden Drogen, über 100.000 Euro Bargeld, Waffen, eine Indoorplantage, Mobiltelefone und Störsender gefunden.

Den Startschuss für den aktuellen Ermittlungserfolg setzten die deutschen Beamten bereits im Jahr 2014. Die länderübergreifenden Ermittlungen unter dem Namen "Mama-Tata" mit insgesamt 30 Beamten dauerten schließlich knapp neun Monate, nachdem im Februar 2016 ein Vertrag über die Errichtung einer "Gemeinsamen Ermittlungsgruppe" (JIT) unterzeichnet wurde. Die Polizei und Justiz in Linz waren das erste Mal Teil einer solchen gemeinsamen Ermittlungsgruppe. Österreichweit war es die 20. JIT, sagte Staatsanwalt Philip Christl. Vom Landeskriminalamt Oberösterreich waren bis zu zehn Beamte im Ermittlungsteam tätig.