Noch die gesamte Nacht auf Samstag findet in Wien eine großangelegte Anti-Terrorübung der Exekutive und diverser Rettungsorganisationen statt, ein Anschlag wird simuliert. Dabei werden Entscheidungs- und Kommunikationsabläufe der Polizei geprobt. "Wir müssen schauen, dass wir das Unerwartete erwarten", sagte der Wiener Polizeipräsident, Gerhard Pürstl, bei einer Pressevorführung.

Diese "Show of Force" für Medien fand vor der eigentlichen Übung statt. Annahme war, dass drei bewaffnete Terroristen erst Passanten erschossen, ehe sie sich in einem leer stehenden Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Leopoldau verschanzten. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Dieser bietet den Einsatzkräften durch die Geräuschkulisse auch die Möglichkeit der Ablenkung, erklärte Cobra-Sprecher Detlef Polay. Die Cobra überwältigte in diesem Szenario schließlich die drei Terroristen.

300 Polizisten bei nächtlicher Übung

Im Anschluss begann unter Ausschluss der Öffentlichkeit die eigentliche Übung. Diese findet in abgesperrten Bereichen in der Bundeshauptstadt statt, "an manchen Orten wird es vielleicht etwas lauter sein", erklärte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Eine konkrete Bedrohung für Wien gibt es laut Pürstl aktuell nicht. Jedoch "gibt es bereits seit Jahren eine abstrakte Terrorlage in ganz Europa", sagte der Polizeipräsident. Die nächtliche Übung, an der sich neben 300 Kräften der Wiener Polizei, Cobra, Wega und des Entschärfungsdienstes auch die Stadt sowie die Berufsrettung und weitere Rettungsdienste beteiligen, wird "möglichst so sein, wie es in der Realität auch sein würde", erläuterte Pürstl. Daher wurden vorab auch so wenige Informationen wie möglich bekanntgegeben, damit die Übung für alle Beteiligten möglichst wirklichkeitsnah ist.

Einen Schwerpunkt bildet ebenso die Krisenkommunikation, so wird erprobt, wie Medien und die Öffentlichkeit auch via Sozialer Netzwerke informiert werden sollen. Im Anschluss soll die Anti-Terror-Übung evaluiert werden. Das Drehbuch haben Spezialisten der Cobra verfasst. Die Übung wurde laut Pürstl bereits seit Monaten vorbereitet. Der Aufwand "ist extrem hoch, zum normalen Dienstbetrieb muss auch die Übung bewerkstelligt werden", sagte Polay. Damit diese möglichst realistisch abläuft, nehmen daran auch nur so viele Kräfte teil wie an einem normalen Freitagabend verfügbar sind.

"Terrorismus ist eine schwere Form der Kriminalität", konstatierte Cobra-Chef Bernhard Treibenreif. Die heimische Exekutive mit ihren Sondereinheiten sei gut aufgestellt, "wir sind gewaltig schlagkräftig in Österreich", sagte Treibenreif. Auch er bezeichnete die Terrorgefahr in Österreich als abstrakt. Habe es 2013 und 2014 noch eine hohe Zahl an "Foreign Fighters" gegeben, sei ihre Zahl durch Präventions-, Informations- und Deradikalisierungsmaßnahmen zurückgegangen.

Die Cobra hat acht Standorte in ganz Österreich. "Dieses Stützpunktsystem hat sich bewährt und wird derzeit in vielen Ländern Europas nachgebaut", erläuterte Treibenreif. "Binnen einer Stunde können wir überall in Österreich im Einsatz sein", sagte der Cobra-Chef.