Ein Drittel der Absolventen eines Medizinstudiums an einer heimischen Uni will im Ausland arbeiten. Bei den österreichischen Neo-Doktoren beträgt dieser Prozentsatz ein Viertel, bei den Deutschen rund zwei Drittel. Das zeigt eine Absolventenbefragung im Auftrag des Wissenschaftsministeriums, mit der Österreich die EU von der Notwendigkeit der Quotenregelung für das Medizinstudium überzeugen will.

Die Quotenregelung war ursprünglich von der EU-Kommission wegen der Diskriminierung von EU-Bürgern bekämpft worden. Bis 2016 wurde allerdings ein Moratorium gewährt: Bis dahin muss Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes nicht gesichert ist - etwa, weil Studenten aus Deutschland nach ihrem Studienabschluss Österreich wieder verlassen und dem heimischen Gesundheitssystem damit nicht zur Verfügung stehen.

1.682 Studierende

Insgesamt gab es in Österreich 2015 1.682 Studierende im ersten Studienjahr im Fach Humanmedizin. In den vergangenen Jahren ist diese Zahl (auch aufgrund der Medizin-Fakultät an der Uni Linz) leicht gestiegen: 2006 waren es noch 1.235, 2008 rund 1.400 - vor dem EuGH-Urteil betrug diese Zahl allerdings noch 2.700.

Von den 1.682 Studenten im ersten Studienjahr 2015 kamen 1.035 aus Österreich (61,5 Prozent) und 316 aus Deutschland (18,8 Prozent). Die Diskrepanz zur 75-Prozent-Quote ergibt sich durch die Gleichstellung bestimmter Ausländer: So fallen vor allem Südtiroler in die Österreicher-Quote.

Mehr Deutsche als Österreicher

Ganz anders sieht dies in unregulierten vergleichbaren Fächern aus: In der Psychologie, wo es ebenfalls einen Numerus Clausus in Deutschland gibt, allerdings keine Quotenregelung in Österreich, gibt es seit einigen Jahren schon mehr deutsche (2015: 628) als österreichische Studenten im ersten Jahr (2015: 550).

Stabil sind derzeit die Absolventenzahlen in der Humanmedizin: Sie liegen seit 2012/13 bei rund 1.200 pro Jahr. Davor waren sie wesentlich höher. Grund für die stabile Zahl sind die stark gesunkenen Dropout-Quoten: Sie liegen derzeit bei unter zehn Prozent im Vergleich zu bis 50 Prozent vor Einführung der Aufnahmeverfahren.

Ohne Quote geht es nicht

Das Ministerium argumentiert nun, dass bei einem Wegfall der Quote in der Humanmedizin wie in der Psychologie rund die Hälfte der Studienanfänger (und damit auch Absolventen) aus Deutschland kommen würden - würden diese tatsächlich zu rund zwei Drittel nicht in Österreich ihrem Beruf nachgehen, käme es zu einem Ärztemangel in Österreich. Keine Aussage trifft die Erhebung allerdings darüber, wie viele Absolventen tatsächlich Ärzte werden bzw. wieviele eigentlich benötigt werden.