Dass sich die baskische Separatistenorganisation ETA im Jahr 2009 noch des bewaffneten Kampf bediene, um politische Ziele zu erreichen, sei kontraproduktiv und habe für die baskische Sache überhaupt keinen Sinn mehr, erklärte der ETA-Mitbegründer Julen Madariaga in einem Interview mit "derstandard.at" (Montag).

50 Jahre nach ihrer Gründung hält das geläuterte frühere ETA-Mitglied die Taktik der Untergrundorganisation für einen "kolossalen Fehler". "Was in der Vergangenheit positiv war, hat sich gegen uns gewandt", erklärte Madariaga, der die ETA 1959 mitgegründet hatte. 1989 wandte sich der heute 77-Jährige vom bewaffneten Kampf ab.

Der heutige Kampf der ETA schadet laut Madariaga der baskischen Sache, weil das baskische Volk, das früher hinter der ETA gestanden sei, den bewaffneten Kampf nicht mehr mittrage. Außerdem sei in den vergangenen Jahren nur der politische Gegner - die zentralistischen Kräfte in Spanien - immer stärker geworden.

Madariaga, der mehrere Haftstrafen verbüßt hat, kritisierte auch das Vorgehen des spanischen Staates. Es sei ein Fehler, dass sich die spanische Regierung seit dem letzten Verhandlungsversuch auf eine militärische oder polizeiliche Lösung des Konflikts konzentriere. Spanien und Frankreich sollten vielmehr jene baskischen Kräfte unterstützen, die nicht kämpfen, sondern auf politischer Ebene arbeiten, meinte Madariaga gegenüber "derstandard.at", der heute in Ainhoa im französischen Teil des Baskenlandes lebt.

Am Freitag jährte sich das 50-jährige Jubiläum der Gründung der ETA. In den Tagen zuvor hatte sich die als angeschlagen geltende baskische Untergrundorganisation mit blutigen Anschlägen auf Mallorca und im zentralspanischen Borgos zurückgemeldet.