Es ist nicht daran zu rütteln: Ein 80 Jahre alter Mann hat am Samstag in Judendorf zur Waffe gegriffen, hat seine 77-jährige Frau getötet und dann sich selbst das Leben genommen.  Aber es sollte uns alle aufrütteln.
Was heißt es, miteinander alt zu werden – mitzuerleben, wie der andere hilfs- oder gar pflegebedürftig wird? Körperlich nicht mehr kann, geistig wegdämmert. Einen braucht – nicht einen Tag, eine Woche, einen
Monat, sondern jeden Tag. Rund um die Uhr.

Was heißt es, wenn jemand, der selbstlos alles zu geben bereit ist, diesem Druck irgendwann nicht mehr gewachsen ist? Nicht mehr kann. Am Ende ist, nur noch einen Ausweg sieht: Schluss zu machen.
Für immer.

Da lässt sich im Nachhinein gut fragen: Hätte geholfen werden können?
Wer mag das schon beurteilen oder gar urteilen? Für viele ältere Menschen in dieser Situation geht es nicht nur darum, ob es Hilfsangebote gibt bzw. ob man sie nützen kann. Schließlich war die Frau mehrfach schon in einem Heim.  Es geht auch darum, dass man sich jemandem, mit dem man den Großteil seines Lebens verbracht hat, verbunden fühlt. In guten wie in schlechten Zeiten. Bis in den Tod.