In die „Höhle des Löwen“ mochte Theresa May sich nicht wagen. Eine Einladung des EU-Parlaments zur großen Brexit-Ansprache in Straßburg nahm sie lieber nicht an. Stattdessen flog die britische Premierministerin mit drei Ministern nach Florenz, um sich über die Köpfe der Unterhändler hinweg an die Staats- und Regierungschefs der EU zu wenden. Es war eine kuriose Konstellation, da keiner der Angesprochenen im Publikum saß: eine Art virtueller Appell, in der Hoffnung auf einen Verhandlungsdurchbruch und auf einen für London günstigen Deal. Für erforderlich hielt sie diesen Vorstoß offensichtlich. Die Verhandlungen über die Austrittsmodalitäten waren in den Vormonaten praktisch zum Stillstand gekommen. Brexit-Minister David Davis konnte den 27 EU-Partnern wenig Konkretes anbieten, weil sich die Regierungszentrale schwertat mit jeglicher Festlegung.