Die altehrwürdige Wiener SPÖ, die sich einst als gesellschaftliche Avantgarde verstand, steht vor den Trümmern ihrer Existenz. Nach einer beispiellosen Streichorgie zwischen den rivalisierenden Lagern bleibt im roten Wien nur noch verbrannte Erde zurück. Und das 48 Stunden vor dem Hochamt der Sozialdemokratie, dem 1.-Mai-Aufmarsch am Rathausplatz.
Zwischen den Flügeln herrscht ein so tiefes Misstrauen, dass man mit dem Schlimmsten rechnen muss: dass beide Seiten nicht zur Vernunft kommen, sondern sich der Konflikt noch weiter verschärft. Vor allem ist kein für beide Lager akzeptabler Kompromisskandidat in Sicht. Michael Häupl sind längst die Zügel entglitten.

Ob er es will oder nicht: Nun muss Christian Kern ausrücken, um die Wiener SPÖ zu retten. Ein Wiener Macron müsste her, andernfalls droht der Wiener SPÖ das Schicksal ihrer Grazer Genossen, die von einer stolzen Bürgermeisterpartei zur Splittergruppe abgestürzt sind.