Ferien damals hieß: über Nacht verwildern. Hinterm Haus begann der Wald, in dem war man für Erziehungsberechtigte unsichtbar und konnte so tun, als hörte man nicht, wenn sie zum Mittagessen riefen. Wir gingen alle barfuß und bauten Geheimlager unter alten Buchen und Fichten. Cowboys waren blöd. Wir waren echte Indianer, mit Pfitschipfeil aus Haselnussstecken, die ließen sich am besten mit dem Klappmesser schnitzen, das man dem großen Bruder aus der Schreibtischlade stahl. Der brauchte es eh nicht mehr, weil er schon mit Mädchen schmuste.
Vom Wald aus beobachteten wir die Erwachsenen. Als uns fad wurde, schossen wir erst auf Kürbisse, dann aufeinander. Weil eh nur auf die Beine, haben manche von uns zwar bis heute Pfeilnarben auf den Waden, aber alle noch ihr Augenlicht. Das Messer zum Bogenschnitzen bewahrte ich noch ein paar Sommer lang auf, dann fing ich an mit Buben zu schmusen; keine Ahnung, wo es geblieben ist. Mein Bruder hat auch nie danach gefragt.