Man sollte meinen, die spanische Polizei hätte dieser Tage wichtigeres zu tun als auf Veranlassung des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan in Granada nach einem missliebigen deutschen Schriftsteller zu fahnden. Mit der Verhaftung von Dogan Akhanli hat Erdogans Jagd auf seine Kritiker eine neue Eskalationsstufe erreicht. Akhanli ist deutscher Staatsbürger. Seine Verfolgung ist eine weitere Belastung für die ohnehin gespannten deutsch-türkischen Beziehungen. Die Liste der Konflikte zwischen beiden Ländern ist lang und wird immer länger: Erst die Kontroverse um die Armenier-Resolution des Bundestages im Juni 2016, auf die Ankara mit einem Besuchsverbot für deutsche Abgeordnete bei Bundeswehrsoldaten in der Türkei reagierte, dann die deutsche Kritik an Erdogans willkürlichen „Säuberungen“ nach dem Putschversuch vom Sommer 2016, die Auftrittsverbote für türkische Politiker in Deutschland, die Verhaftungen deutscher Journalisten und Menschenrechtler, die türkischen Terrorvorwürfe gegen hunderte deutsche Unternehmen.