Nun von einer gehörigen Schramme am Image eines Musterschülers zu sprechen, träfe die Sache kaum: Dafür ist Boris Johnson, austrittswütiger und aussichtsreicher Nachfolger von Theresa May seit jeher zu impulsiv, zu unbeherrscht, gar zu agitatorisch in seinem Stil.

Probleme hat der Brexit-Populist, der das Königreich ehestbaldig zu alten Ufern fern von Brüssel führen will, jedenfalls: Ein Streit mit seiner Lebensgefährtin ließ einen Nachbarn die Polizei rufen. Die Beamten sahen keinen Anlass zum Eingreifen – trotzdem wird der Vorfall erwartungsgemäß von der britischen Presse, vom Boulevard bis zur Times, genüsslich ausgeweidet.

Vor allem "Bojos" beharrliches Schweigen dazu irritiert Volk und Gegner. Sogar das Rennen um die Tories-Führung, das ja nach einem Start-Ziel-Sieg aussah, wird nun wieder spannend(er). Auch wenn der mächtige Brexit-Schatten schon bald wieder jedes andere Thema überlagern dürfte: Ein "Sicherheitsrisiko" - so nannte ihn zuletzt die "Times" - als Oberster könnte selbst Parteimitglieder verstören.