Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan denkt laut über ein Wahlbündnis mit der ultranationalistischen MHP nach, der Partei der berüchtigten „Grauen Wölfe“. So will Erdogan die dominierende Rolle seiner islamisch-konservativen AKP untermauern. Ohne MHP-Chef Devlet Bahçeli hätte Erdogan beim Verfassungsreferendum im April sein Präsidialsystem nicht durchbekommen. Nur dank der Unterstützung des MHP-Führers kam in der Volksabstimmung eine knappe Mehrheit von 51,4 Prozent zustande. Bahçeli glaubt, dass er jetzt einen Wunsch frei hat: Er schlägt vor, die Sperrklausel von zehn Prozent bei der nächsten Parlamentswahl abzusenken. Nicht, dass er Angst habe, seine Partei werde die Hürde nicht schaffen, beeilt sich Bahçeli zu versichern; er wolle vielmehr die Demokratie vertiefen. Schließlich sei die Zehnprozentklausel ein Relikt des Militärputsches von 1980, argumentiert Bahçeli.

Aber in Wirklichkeit dürfte es ihm vor allem um seine Partei gehen. 2015 erzielte die MHP 11,9 Prozent. Dass sie bei der nächsten Parlamentswahl 2019 noch einmal die Hürde schafft, ist unwahrscheinlich. Zumal die abtrünnige frühere MHP-Politikerin Meral Akener mit ihrer „Guten Partei“ Bahçeli Wähler abspenstig macht. Umfragen sehen die MHP nur noch bei sechs bis acht Prozent.