Sie hat sich dann doch nicht getraut. Hillary Clinton konnte sich nicht dazu durchringen, mit einer Frau, einem Latino oder einem Afro-Amerikaner an ihrer Seite in den Wahlkampf gegen den Populisten Donald Trump zu ziehen. Sie hat stattdessen einen blassen, weißen Mann zu ihrem Favoriten für das Amt des Vizepräsidenten ernannt.
Das ist eine Entscheidung, die nur auf den ersten Blick sinnvoll erscheint. Senator Tim Kaine hat Erfahrung. Das ist gewiss. Er könnte von einem Tag auf den anderen auch das Amt des US-Präsidenten ausüben. Niemand würde sich wundern. Er ist maßvoll im Ton und spricht Spanisch, was die wichtige Wählergruppe der Latinos einigermaßen versöhnen dürfte. Aber er ist und bleibt ein zumindest politisch blasser, weißer Mann, der auch schon 58 Jahre alt ist und damit nur zehn Jahre jünger als Clinton. Kaine ist eben das Gegenteil eines Abenteurers, er ist ein fleißiger Mechaniker im Politikbetrieb der USA.