Juan Carlos I. ist seit seinem Thronverzicht im Juni 2014 ein König ohne Krone. Den Titel durfte er behalten - aber ein Staatsoberhaupt ist er nicht mehr. Keine leichte Umstellung für den Mann, der Spanien vor 40 Jahren in die Demokratie geführt hatte und von seinem Volk wegen seiner herzlichen und unprätentiösen Art als "Bürgerkönig" respektiert wurde - bevor er nach einer umstrittenen Elefantenjagd zum gefallenen Helden mutierte.

Seine Rolle musste der Bourbone nach der überraschenden Abdankung zugunsten seines Sohnes Felipe erst einmal finden - denn einen "Monarchen im Ruhestand" hatte es in der jüngeren Geschichte Spaniens noch nicht gegeben. Heute wurde Juan Carlos de Borbon 80 Jahre alt.

Im Exil geboren

Diktator Francisco Franco und Juan Carlos
Diktator Francisco Franco und Juan Carlos © AP

Rückblick auf eine "traumatische Kindheit", wie die spanische Zeitung "Cotilleo" seine Jugendtage im Exil umschrieb: Juan Carlos wird am 5. Jänner 1938 im Exil in Rom geboren. Seine Kindertage verbringt er zunächst in Italien, Portugal und der Schweiz. Vom Diktator Francisco Franco (1939-1975) dazu auserwählt, nach dessen Tod spanischer König und neuer Staatschef zu werden, betritt "Juanito" im Alter von zehn Jahren erstmals spanischen Boden - ohne seine Familie. Der Prinz soll zum faschistischen König erzogen werden. In Madrid legt er die Matura ab und wird auf Militärakademien für seine künftige Aufgabe gedrillt.

Die Jugend des Diktatoren-Schülers war ohnehin von Härte und Einsamkeit geprägt, als 1956 im portugiesischen Estoril etwas Furchtbares passierte: Der 18-jährige Juan Carlos erschoss beim Spiel mit einer Waffe unabsichtlich seinen vier Jahre jüngeren Bruder Alfonso. Geklärt wurde der Zwischenfall nie, aber Berichten zufolge soll sich plötzlich ein Schuss gelöst haben, der Alfonso in die Stirn traf. Eine gerichtliche Untersuchung wurde nicht eingeleitet.

Skeptische Spanier

Dann aber, im November 1975, schlägt Juan Carlos' große Stunde: Nach Francos Tod wird er als König und Staatschef eingesetzt. Die Spanier sind skeptisch, haftet dem jungen Bourbonen doch der Ruf an, ein Zögling des "Generalisimo" zu sein. Der Monarch aber überrascht alle Kritiker, als er entscheidet, die Diktatur zu beenden und den Anstoß zu demokratischen Reformen zu geben. Dafür verzichtet er sogar auf eigene Machtbefugnisse. "Ich erbte damals von Franco die gesamte Macht. Aber ich verzichtete darauf, weil es keinen anderen Weg gab als den der Demokratie", erzählt er später in einem Dokumentarfilm.

Die letzten Zweifler überzeugte er, als er am 23. Februar 1981 die junge Demokratie gegen einen Putschversuch von Militärs verteidigte. Seine viel beachtete Fernsehansprache bewegte die Putschisten zur Aufgabe. "Hier musst Du Dir den Thron immer aufs Neue verdienen, Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr", sagte er einmal. "Wenn Du das Volk gegen Dich hast, kannst Du einpacken."

Heirat mit 24 Jahren

Juan Carlos nach seinem Sturz in Botswana
Juan Carlos nach seinem Sturz in Botswana © EPA

Bereits 1962 hatte Juan Carlos Prinzessin Sofía von Griechenland geheiratet. Mit der heute 79-Jährigen hat er drei Kinder: Infantin Elena (54), Infantin Cristina (52) und Thronfolger Felipe (49). Die Familie lebte eher bescheiden im Zarzuela-Palast am Stadtrand von Madrid. Der König zeigte sich als passionierter Segler, Jäger und Freund des Stierkampfes, was ihm bei seinem Volk viele Sympathien einbrachte. Dann aber trat er 2012 eine verhängnisvolle Reise ins afrikanische Botswana an.

Mitten in der Wirtschaftskrise fuhr der König in die Savanne, um Elefanten zu jagen, während sein Volk in Geldnot und Arbeitslosigkeit dahinsiechte. Die Spanier waren empört. Juan Carlos hatte dabei noch besonderes Pech: Die Reise wurde nur deshalb publik, weil er sich bei einem Sturz die Hüfte gebrochen hatte.

Öffentliche Entschuldigung

Die Presse übte ungewöhnlich scharfe Kritik am Monarchen und berichtete erstmals ausführlich über angebliche Eheprobleme des Königspaars. Einige Politiker legten Juan Carlos eine Abdankung nahe. In einer Geste, die in der Geschichte der spanischen Monarchie beispiellos war, entschuldigte sich der König öffentlich und gelobte Besserung.

Aber eine weitere Affäre erschütterte das Königshaus: Infantin Cristina stand im Verdacht, in einen Finanzskandal um ihren Ehemann Inaki Urdangarin verwickelt zu sein. Sie wurde zwar Anfang 2017 freigesprochen, aber die Affäre hatte das Königshaus in eine schwere Glaubwürdigkeitskrise gestürzt.

Von links: Inaki Urdangarin mit Ehefrau Cristina, Letizia Ortiz und ihr Ehemann König Felipe, Juan Carlos und Sofia, Elena und ihr Ex-Ehemann Jaime de Marichalar
Von links: Inaki Urdangarin mit Ehefrau Cristina, Letizia Ortiz und ihr Ehemann König Felipe, Juan Carlos und Sofia, Elena und ihr Ex-Ehemann Jaime de Marichalar © AP

Heute ist es still geworden um Juan Carlos. Sporadisch übernimmt er repräsentative Aufgaben wie Ausstellungseröffnungen. Als Spanien aber im Juli die Feierlichkeiten zum 40. Jubiläum der Demokratie beging, fehlte der Altkönig. Felipe VI. und Ehefrau Letizia nahmen für das Königshaus teil.

Juan Carlos' Abwesenheit sei "bemerkenswert", schrieb die Zeitung "El Mundo", denn schließlich sei er es gewesen, der das Land 1977 zu den ersten freien Parlamentswahlen geführt habe. Nach seiner Abdankung hatte das Blatt bereits kommentiert: "Die Fehler des Königs werden keine herausragende Rolle in der Geschichte Spaniens einnehmen, wohl aber sein Eintreten für die Freiheit und sein Beitrag zum Wohlstand der Spanier."