Prinz Harry und Meghan Markle haben sich am Montagnachmittag in London den Fotografen gezeigt. Das Paar hatte nur wenige Stunden zuvor seine Verlobung bekannt gegeben. Hand in Hand traten sie im "Weißen Garten" des Kensington-Palasts in London vor die Kameras.

"Außer sich vor Freude"

Die 36-jährige Markle trug einen kurzen weißen Mantel, der drei Jahre jüngere Harry einen dunkelblauen Anzug. Sie sei "so glücklich", rief Markle den Fotografen zu. Die Ortswahl gilt als symbolisch: Der Garten war erst in diesem Sommer in Erinnerung an Harrys 1997 verstorbene Mutter, Prinzessin Diana, neu bepflanzt worden. Sichtlich nervös nestelte Harry an seinem Jackett herum, bevor er den wartenden Fotografen verkündete, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen sei: "Wann wusste ich, dass sie die Richtige ist? Beim ersten Mal, als wir uns gesehen haben", rief Prinz Harry ihnen zu. Markle sagte, sie sei "sehr glücklich".

In den Diamantring, den Markle in die Kameras hielt, sind Edelsteine eingearbeitet, die einst Diana gehörten. Ein großer Diamant in der Mitte stamme aus Botswana, teilte der Kensington-Palast mit. Den Ring habe Harry selbst entworfen. Er unterstützt in Botswana ein Hilfsprojekt für HIV-infizierte Kinder und Aidswaisen.

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Harry hat Markle einen Heiratsantrag mit Kniefall gemacht. Und sie habe ihn ohne zu zögern akzeptiert, berichtete das Paar Montagabend in einem Interview mit der BBC. Harry sei während eines gemeinsamen Abendessens niedergekniet, erzählte die 36-jährige US-Schauspielerin über den Abend im November in Harrys Haus auf dem Gelände des Kensington-Palasts in London. "Wir haben versucht, ein Huhn zu braten", sagte Harry. "Es war einfach eine wunderbare Überraschung. Es war so süß und natürlich", ergänzte seine Zukünftige.

Vor dem Heiratsantrag habe Harry zuerst seine Großmutter, Queen Elizabeth II., und weitere enge Familienmitglieder in Kenntnis gesetzt, hieß es in einer Mitteilung des Palasts.

Die beiden wurden von einer gemeinsamen Freundin verkuppelt. Das erzählte das Paar im Interview. Die beiden hätten sich zum ersten Mal vor eineinhalb Jahren bei einem "blind date" getroffen, das eine gemeinsame Freundin eingefädelt habe, berichtete die beiden. "Sie wollte uns definitiv verkuppeln", sagte Markle. "Ich wurde wunderschön überrascht", erinnerte sich Harry.

Katz und Maus mit Medien

Vor etwa einem Jahr hatte das britische Königshaus die Beziehung von Prinz Harry und Markle offiziell bekanntgegeben. Im vergangenen September zeigten sich die beiden bei den "Invictus Games" in Toronto erstmals turtelnd in der Öffentlichkeit und befeuerten die Gerüchteküche. In London spielten sie dagegen lange Katz und Maus mit den Medien.

Obwohl er in der Thronfolge weit abgeschlagen ist, setzt Prinz Harry durch seine Verlobung mit Meghan Markle neue Maßstäbe im britischen Königshaus. Die US-Schauspielerin ist nicht nur drei Jahre älter als Harry, sie ist auch geschieden und hat über ihre Mutter afroamerikanische Wurzeln. Viele Briten sehen darin einen Schritt zu mehr Akzeptanz für ethnisch gemischte Paare und einen Sieg der Liebe über rückwärtsgewandte Konventionen jeglicher Art.

Für die Regierung ist die anstehende Hochzeit eine willkommene Ablenkung von den Brexit-Querelen. Wann genau im Frühling 2018 die Hochzeit stattfinden wird, ist noch nicht bekannt, aber die Spekulationen haben begonnen: Britische Medien tippen auf März. Denn im April soll das dritte Kind von Prinz William - Harrys Bruder - und Herzogin Kate (beide 35) zur Welt kommen.

Ablenkung vom Brexit

Königin Elizabeth II. und Prinz Philip ließen wissen, sie seien "hocherfreut und wünschen dem Paar alles Glück". Auch ihre Hochzeit galt einst als unkonventionell. Prinz Philip stammte aus verarmtem deutsch-dänischen Adel - bei der Heirat 1947 sahen viele Briten in ihm einen Repräsentanten des früheren Kriegsgegners.

Selbst der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn, der nicht als Fan der Monarchie bekannt ist, gratulierte zur Verlobung. Premierministerin Theresa May, die "herzliche Glückwünsche" ausrichten ließ, dürfte sich vor allem gefreut haben, dass die Schlagzeilen zur Abwechslung einmal nicht von den Brexit-Querelen ihrer Regierung bestimmt werden.

Es wäre nicht das erste Mal, dass der royale Glanz ein wenig vom anstehenden EU-Austritt ablenkt. Prinz William und Herzogin Kate reisten im Sommer mit ihren Kindern Prinz George (4) und Prinzessin Charlotte (2) nach Deutschland und Polen. Ob das eine Rolle ist, die bald auch auf das glamouröse Paar Harry und Meghan zukommt, bleibt abzuwarten. Schon jetzt übernimmt die Enkel-Generation der Queen mehr und mehr royale Aufgaben.

Markles Mutter arbeitete als Sozialarbeiterin, ihr Vater als Beleuchtungsspezialist beim Fernsehen. Sie ging in Los Angeles zur Schule, studierte im US-Bundesstaat Illinois und lebte zuletzt in Kanada.  Im Königshaus soll sie auch für ihren Einsatz für Frauenrechte geschätzt werden. Britischen Medien zufolge ist es wahrscheinlich, dass Markle durch die Hochzeit zur Herzogin von Sussex wird.

Trotz ihrer Herkunft glauben viele in Großbritannien, dass Meghan Markle für ein Leben an der Seite des Prinzen besser vorbereitet ist, als so manche von Harrys Ex-Freundinnen. Die waren zwar britisch und teilweise sogar adelig, doch sie litten erkennbar unter der Dauerbeobachtung durch die britische Boulevardpresse und hatten ihre Schwierigkeiten mit der Situation auf dem Präsentierteller der Medien.

Erfahrung mit Boulevard

Meghan Markle, die vor allem durch ihre Rolle in der US-Anwalts-Serie "Suits" bekannt ist, hat dagegen Erfahrungen mit aufdringlichen Reportern. Trotzdem sah sich Harry vor einem Jahr gezwungen, sie mit einem ungewöhnlichen Appell gegen "sexistische und rassistische" Kommentare im Netz und einen rassistischen Unterton in der Presse zu verteidigen. Er bekam dafür viel Zuspruch.

Doch wird Harry eine ähnliche Traumhochzeit feiern wie sein Bruder William? Der hatte sich 2011 in der Westminster Abbey mit allem Pomp der britischen Monarchie mit seiner Jugendliebe Catherine Middleton vermählt. Britische Medien spekulieren, Harry könnte auch in dieser Hinsicht seinen eigenen Weg gehen und die Zeremonie bescheidener ausfallen.