Ein bis über beide Ohren verliebtes Brautpaar, gerührt weinende Hochzeitsgäste, jubelnde Zaungäste, sonniges Sommerwetter und Tanz bis in die frühen Morgenstunden. Die schwedische Kronprinzessin Victoria und ihr Prinz Daniel haben am Wochenende eine Bilderbuch- Hochzeit gefeiert, wie man sie, vielleicht in anderem Rahmen, nur allen Liebespaaren wünschen kann. 1.100 royale und andere Gäste bei der Trauung im Stockholmer Dom, eine halbe Million jubelnde Schaulustige auf den Straßen und geschätzte 150 Millionen TV-Zuschauer in aller Welt waren vom Ja-Wort bis zum Brautwalzer einfach hingerissen.

Die Trauung im Dom zeigte einen gerührten, beim Ringtausch aufgeregt zitternden Bräutigam und eine entspannter wirkende, aber vor allem durch und durch glückliche Kronprinzessin. "Victoria, das Größte überhaupt ist die Liebe. Ich liebe Dich so", sagte der Bürgersohn Daniel Westling und frisch gekürte Prinz Daniel von Schweden dann am späten Abend in seiner Rede an die Braut.

Jeder nahm es ihm ab. Die Zuhörer im Festsaal des Stockholmer Schlosses einschließlich allerlei gekrönter Häupter von König Carl XVI. Gustaf, dem Schwiegervater, bis zu Königin Beatrix der Niederlande und dem japanischen Thronfolger Naruhito erhoben sich und spendeten dem gelernten Fitnesstrainer aus dem mittelschwedischen Provinznest Ockelbo minutenlange Ovationen. Auch Victorias Schwester Madeleine (28) klatschte mit, obwohl sie gerade eine ganz andere Erfahrung hinter sich hat: Die blonde Prinzessin löste Ende April ihre Verlobung mit dem Anwalt Jonas Bergström - nach Medien-Berichten wegen Untreue des Bräutigams.

So etwas kann man sich bei Victoria und Daniel nicht vorstellen. Wäre die 3,30 Meter hohe Hochzeitstorte in der Nähe gestanden, wäre sogar sie bei der Rede des 36-jährigen Prinzen geschmolzen. "Ich bin so stolz, Dein Mann zu sein", sagte er zu Victoria und erzählte die Geschichte von speziellen Liebesbriefen seiner vier Jahre jüngeren Frau: Als die Thronfolgerin "dienstlich" für 30 Tage nach China musste und er deshalb ganz traurig war, blieb sie die Nacht vor der Abreise auf. Sie schien sich noch vorzubereiten. Als Victoria dann weg war, entdeckte er, dass sie ihm einen Brief für jeden Tag der Trennung hinterlassen hatte. Den Inhalt wollte er für sich behalten.

Nach diesen Worten flossen heftig Tränen bei der Braut und vielen Gästen, die sich im Stillen vielleicht vornahmen, in Zukunft wieder ein bisschen mehr die Zuneigung zum Partner oder zur Partnerin zu zeigen. Immerhin sind auch Victoria und Daniel nach mehr als acht Jahren Partnerschaft kein Paar mehr, das noch vom Schwung der frischen Liebe leben kann.

Nach der Jubelfahrt durch Stockholms Straßen und auf einem kleinen Schiff hatten vielleicht 100.000 Normalbürger vor dem Schloss der "blaublütig" geborenen Victoria von Herzen zugejubelt, als sie ihnen zurief: "Ich danke dem schwedischen Volk. Denn Ihr habt mir meinen Prinzen gegeben." Vergessen schien in diesem Augenblick für alle, dass Victorias Vater Carl Gustaf lange die nach der Verfassung nötige Zustimmung zur Hochzeit der Tochter mit ihrem Wunschpartner aus dem "einfachen Volk" verweigert hatte.

Dass alles in allem 500.000 Menschen die Straßen am Schloss und längs der sieben Kilometer langen Route der Kutschenfahrt füllten, darf auch als Liebeserklärung der Schweden an ihre voraussichtlich nächste Königin verstanden werden. Bei der Hochzeit machten dann auch weniger Pomp, umwerfende Schönheit der Braut, Victorias schlicht-elegantes Braukleid vom heimischen Designer Pär Engsheden oder glamouröse Gäste den Zauber dieses Sommermärchens aus Schweden aus. Es war die Ausstrahlung des Brautpaares, das nach langem Kampf genau da angekommen war, wo es hinwollte: in den Hafen der Ehe.

König Carl XVI. Gustaf (64) wies in seiner Rede darauf hin, dass er und Königin Silvia (66) ja an diesem Tag auch ihren eigenen Hochzeitstag feiern konnten: Der Monarch überreichte der gebürtigen Deutschen galant eine rote Rose. Der Vergleich zur Traumhochzeit dieses Paares am 19. Juni 1976 drängte sich auch schon vorher immer wieder auf: Damals waren knapp 200.000 Menschen zum Jubeln gekommen, jetzt mehr als doppelt so viele. Victoria trug dasselbe Diadem wie ihre Mutter, mit Daniel saß sie in derselben Kutsche wie ihre Eltern, und auch die Schaluppe mit 18 Ruderern war dieselbe.

Vor dreieinhalb Jahrzehnten rangierte Schwedens Monarchie in der Gunst der Bevölkerung ganz weit unten, die eingeheiratete Ex-Olympia-Hostess Silvia Sommerlath galt in den Jahren danach als ihre Rettung. Derzeit zeigen Umfragen auch wieder eine kräftig sinkende Popularität der Monarchie. 1996 waren noch 70 Prozent der 9,4 Millionen Schweden dafür, jetzt sind es 46 Prozent. Nach dem überwältigenden Hochzeitsfest könnte sich das wieder ändern.