Sie wappneten sich mit Anoraks, Regenschirmen und Regenhäuten. Auch eine Nacht strömenden Regens konnte die Briten nicht davon abhalten mit Pomp, Witz und einer Mischung aus Begeisterung, Stoizismus und Selbstironie ihre Queen und mit ihr sich selbst zu feiern.

Pünktlich um 14.15 Uhr Ortszeit begann die typisch britische Mischung von militärischer Präzision und schrulligem Theater. Die Queen - in einer weißen, mit Swarovski-Kristallen besetzten Robe - sowie ihr Prinzgemahl Philip, Prinz Charles und seine Frau Camilla, bestiegen am Chelsea Pier das Beiboot ihrer einst geliebten königlichen Jacht Britannia. Sie wurden zur Festbarke "The Spirit of Chartwell" gebracht, die vor ein paar Monaten noch für die Müllabfuhr auf der Themse benutzt wurde. Gestern hatte sie einen goldenen Flussgott am Bug und war mit Tausenden von Blumen geschmückt.

Die Barke war Mittelpunkt des größten Schiffskorsos, den es je auf der Themse gegeben hat. Zum letzten Mal gab es etwas Vergleichbares 1662, als Charles II. seine neue Queen, Catherine von Braganza, auf Londons heimlicher Prachtstraße, der Themse, vorführte. Sieben Meilen - fast 15 Kilometer lang war die Strecke, 1000 Boote nahmen teil. 75 Minuten dauerte die Vorbeifahrt des Korsos an der Tower Bridge. Es gab Segelboote aus Hawaii, venezianische Gondeln, Dampfboote, eine chinesische Dschunke, auch ein von Maoris mit nacktem Oberkörper gerudertes Kanu aus Neuseeland. Ihnen konnte die Kälte nichts anhaben. Die Queen musste sich zwischendurch in einen wärmenden Schal hüllen. Kate, die Duchess von Cambridge, hielt die Fahrt eisern im ohne Mantel durch.

Fest im Regen

Fast zwei Millionen Menschen säumten die Ufer in London. Viele konnten die Hauptstadt gar nicht erreichen, weil die Züge seit frühmorgens überfüllt waren. "Kümmern wir uns ums Wetter?", rief Londons Bürgermeister Boris Johnson und Umstehende skandierten: "Niemals!" Eine Pensionistin erinnerte sich an die Krönung der Queen 1953, auch damals regnete es. Nun sollen sich Kinder wieder über Generationen hinweg an das Fest im Regen erinnern.

Tesco, Großbritanniens größte Supermarktkette, verkaufte 2,8 Millionen britische Flaggen, 75.000 Queen-Masken und 93. 000 Papierkronen. Doch die Feiern sind noch nicht zu Ende.

Am Montag geht es mit einem Popkonzert weiter. Vom Dach des Buckingham Palastes spielen "Madness", außerdem sind Paul McCartney, Elton John und Cliff Richard unter den Stars. Wie der Schiffskorso wird auch das Konzert auf Großleinwänden im ganzen Land übertragen. Um 22.30 werden überall im Land Freudenfeuer entzündet. Am Dienstag endet die Party mit einer Kutschenprozession und einem Dankgottesdienst in der St. Paul's Kathedrale. Auch hier wird außer dem Wetter nichts dem Zufall überlassen: Gardesoldaten maßen am Freitagmorgen um 4 Uhr ihre Positionen beim Buckingham Palast mit riesigen Holzzirkeln aus.