Sie strahlt noch immer, und aus der staatstragenden Betonfrisur lugt kein vorwitziges Haar heraus. Als ob sich nichts geändert hätte. Seit ihrer Abdankung vor fünf Jahren trägt Beatrix wieder den Titel Prinzessin. Aber sie hat noch immer ein Büro im Palast in Den Haag, nimmt auch noch offizielle Termine wahr und entlastet damit ihren Sohn, König Willem-Alexander, und seine Frau Maxima. Doch als königliche Pensionistin macht sie vor allem, was ihr Spaß macht - viel Kultur. So eröffnet sie das "Holland Dance Festival" in Den Haag.

33 Jahre war Beatrix Königin, für Generationen gehörte sie zum Land wie Tulpen, Käse und Fahrräder. Und nun stellen die Niederländer überrascht fest, dass ausgerechnet sie mit einem Plätzchen in der zweiten Reihe zufrieden ist.

Familienfeier am 31. Jänner

Das ist auch an ihrem Geburtstag nicht anders. Am 31. Jänner selbst wird mit der Familie gefeiert, teilte der Hof mit. Erst am 3. Februar lädt Beatrix Freunde und Bekannte zu einem Privatempfang in den Palast in Amsterdam ein.

Seit ihrer Abdankung hat sich Beatrix nicht mehr öffentlich geäußert, nicht zu Staatsgeschäften, nicht zu ihrer eigenen Amtszeit. Erst recht nicht kommentiert hat sie den Monarchen-Stil ihres Sohnes. Beatrix lächelt, winkt und schweigt. Und so zurückhaltend kennen die Holländer sie wirklich nicht. Als Königin galt sie als "Kontrollfreak" und war für ihre deutlichen Ansichten und straffe Führung berüchtigt.

Empörung nach Heirat

Den Respekt ihres Volkes musste sie sich hart erarbeiten. Als sie am 30. April 1980 den Thron bestieg, lieferten sich Hausbesetzer in Amsterdam Straßenschlachten mit der Polizei und riefen: "Keine Wohnung, keine Krönung". Schon bei ihrer Hochzeit 1966 flogen Rauchbomben. Beatrix hatte zur Empörung vieler Bürger ausgerechnet einen Deutschen geheiratet. Prinz Claus von Amsberg gewann zwar die Herzen seiner neuen Landsleute. Doch die Monarchie war alles andere als stabil.

Beatrix sicherte mit straffer Regie auch über ihre Familie das Überleben der Monarchie. Skandale wie bei den Windsors etwa gab es bei den Oranjes kaum. Königin war für Beatrix mehr als ein Job. "Ich habe es immer als ein Vorrecht betrachtet, einen großen Teil meines Lebens in den Dienst unseres Landes zu stellen", sagte sie 2013, als sie ihre Abdankung ankündigte.

Rückkehr aus dem Exil

Als sie 1945 mit ihrer Familie aus dem Exil in Kanada zurückkehrte, musste die siebenjährige Prinzessin ihr Land erst kennenlernen, und das hörte eigentlich nie auf. Die Kronprinzessin bereitete sich bei Empfängen, im Staatsrat und im Jurastudium in der Stadt Leiden perfekt vor. Sie zog sogar vermummt mit Brille und Kopftuch mit der Heilsarmee durch das Amsterdamer Rotlichtviertel.

"Sie ist eine absolute Powerfrau", sagte der Historiker Geert Mak einst und rühmte ihre Disziplin. Und das meinen viele. Selbst eingefleischte Republikaner hätten sie, ohne mit der Wimper zu zucken, zur Präsidentin gewählt. Beatrix war die "Vorstandsvorsitzende der Niederlande GmbH". Die großen Hüte und Kleider mit der ausgeprägten Schulterpartie trug sie wie eine Uniform. Kein Ministerpräsident wagte es, unvorbereitet zu einem Treffen zu kommen. Beatrix hatte nicht nur alle Akten gelesen, sondern auch eine sehr deutliche Meinung.

Nützt politischen Spielraum

Zum Unmut mancher Politiker nutzte sie ihren kleinen politischen Spielraum optimal. In ihren Weihnachtsansprachen etwa plädierte sie für die multikulturelle Gesellschaft, den Umweltschutz, mahnte zur Toleranz oder warnte vor der Allmacht des Internet. Und doch wurde sie schließlich auch die "Mutter des Vaterlandes", wie die Medien sie würdigten. Bei Katastrophen stand sie ihrem Volk bei. Und die Niederländer erlebten auch, wie schwer ihre Königin durch persönliche Schicksalsschläge getroffen wurde. 2002 starb ihr Mann, Prinz Claus. Und 2013 starb dann nach einem tragischen Lawinenunglück und langem Koma ihr zweiter Sohn, Prinz Friso.

Nun lebt Prinzessin Beatrix wieder auf Schloss Drakensteyn bei Utrecht, wo sie mit ihrem Mann und den drei Söhnen sehr glückliche Jahre verbracht hat. Endlich hat sie Zeit für ihre Leidenschaft, die Bildhauerei, und natürlich ihre acht Enkel.