"Unersetzlich" ist Leonard Nimoy gewesen, nicht nur für die Science-Fiction-Serie "Star Trek". Das schreibt William Shatner, einst der Captain Kirk des Raumschiffs Enterprise, in seinem neuen Buch "Spock und ich". Die beiden Männer verband eine tiefe, ambivalente Freundschaft. Davon erzählt der Schauspieler, aber auch über den gemeinsamen Werdegang und - typisch Shatner - über sich selbst.

"Star Trek" hat das Leben der Crew auch abseits der Kamera geprägt, irgendwann musste Nimoy, der am 27. Februar 2015 an den Folgen der Lungenerkrankung COPD starb, einsehen, dass er auf ewig mit der Rolle des Außerirdischen Mister Spock verbunden bleibt. So zwiespältig wie seine Beziehung zu der Rolle, die ihn zum Star machte, so wechselhaft dürfte die zu Shatner gewesen sein. "Das Verhältnis zwischen Kirk und Spock war wesentlich herzlicher als das zwischen Shatner und Nimoy, aber die beiden hatten auch die besseren Autoren", schreibt dieser über die erste Zeit während der Arbeit an der Serie.

Humor und Ernsthaftigkeit

Mit der richtigen Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit schildert Shatner mit seinem Co-Autor David Fisher die parallel verlaufenden Karrieren, der Schwerpunkt liegt dabei auf Nimoy, schließlich trägt das Buch den Untertitel "Mein Freund Leonard Nimoy". Besonders tief geht der Kanadier dabei nicht, es liegen ja bereits ausführliche Biografien vor. Selbst wenn die großen Enthüllungen in zwischenmenschlichen Angelegenheiten ausbleiben, ist ihm eine schöne Hommage mit witzigen Anekdoten gelungen.

So beschreibt Shatner die tiefe Verwurzelung seines Kollegen mit seiner Religion und Kultur: "Er suchte sich also eine Jiddisch sprechende Psychiaterin in Los Angeles und bezahlte sie einmal pro Woche für eine einstündige Sitzung, nur um mit ihr auf Jiddisch zu plaudern." Oder er schildert die einzige Begegnung von Mister Spock und Dr. Benjamin Spock, dem legendären Kinderarzt und Psychiater, der wegen seines Einsatzes gegen den Vietnamkrieg mehrmals inhaftiert worden war: "'Guten Tag, ich heiße Leonard Nimoy, ich spiele einen Mister Spock im Fernsehen.' Dr. Spock sah ihn an, lächelte und antwortete: 'Ich weiß. Hat man sie schon angeklagt?'"

Tiefe Freundschaft

Dass Shatner und Nimoy nicht sofort Freunde wurden, dürfte auf Eifersucht zurückzuführen sein: "Mich überraschte, dass nicht Captain James T. Kirk die meiste Aufmerksamkeit und Fanpost bekam, sondern Mr. Spock", erzählt Shatner. "Ich hatte es ehrlich gesagt weder erwartet, noch war ich besonders begeistert davon." Tief wurde die Freundschaft, als Shatner eine Alkoholikerin heiratete, die trotz Entziehungskuren betrunken in den Pool fiel und ertrank. Nimoy, selbst jahrelang von der Flasche abhängig und entwöhnt, stand seinem Captain zur Seite.

"Spock und ich" ist eine kurzweilige, rasche, unterhaltsame Lektüre. Shatner, dem erwartungsgemäß wenig Unschmeichelhaftes über sich selbst einfiel, findet viel Anerkennung für Nimoy und bietet stets ein Augenzwinkern. Über die Versuche der beiden Serienstars im Tonstudio schreibt er etwa trocken: "Während Leonard tatsächlich ein paar Töne halten konnte, hielt ich nur den Gitarrenkoffer." Am Ende wird der Ton dann doch ernst, wenn Shatner über den letzten, bis zum Tod Nimoys ungelösten Konflikt der beiden Männer sinniert - und ihn bereut.