Was sticht Ihnen als Hair- und Make Up-Artist bei Ihrem Gegenüber als erstes ins Auge?
Boris Entrup: Jeder Mensch verfügt über irgendeinen Eyecatcher. Das können ganz verschiedene Dinge sein. Ein Lächeln, besonders strahlende Augen oder auch eine Zahnlücke, die etwas sehr charismatisches haben kann.

Was macht für Sie, dessen Alltag sich stark um Schönheit dreht, einen schönen Menschen aus?
„Schönheit“ ist sehr subjektiv. Jeder Mensch empfindet etwas anderes als schön. Sowohl in der Kunst, als auch sonst. Für mich ist etwas schön, das mich emotional positiv bewegt. Das können abstehende Ohren sein, eine Zahnlücke, aber auch das perfekte ovale Gesicht.

Wie schafft man es in dieser oftmals oberflächlichen Branche in der sich alles ums Aussehen dreht, auf dem Teppich zu bleiben?
Ich empfinde Beauty nicht oberflächlich, sondern es ist eine seriöse Arbeit. Und jeder Mensch muss in seinem Beruf für sich Möglichkeiten finden zu entspannen oder auch auf dem Boden zu bleiben.

Sie sind vielen seit der TV-Sendung „Germany’s Next Top Model“ mit Heidi Klum ein Begriff. Finden Sie es nicht schade, dass jene Menschen, die Looks und Trends so maßgeblich beeinflussen oftmals gar nicht in Erscheinung treten?
Wie in jeder Branche gibt es Menschen, die mehr im Vordergrund stehen, als andere. Manche Menschen möchten das auch ganz bewusst nicht.

Wie entwickelt man eigentlich einen Trend?
Trends sind kein Zufall, Trends werden kreiert. Dafür gibt es Trend Scouts und Trend Agenturen. Sichtbar in der Mode und auch was Hairstyles und Make-up angeht, werden Trends dann in der Regel erstmals auf den Laufstegen der Welt. Danach werden sie über die Medien an die Konsumenten transportiert, die dann daraus entnehmen, was ihnen gefällt. So werden Trends dann straßentauglich. Manche Trends sind nur sehr kurz, andere halten sich sehr lange.

Unterliegen auch Gesichtstypen oder -merkmale, wie zum Beispiel Sommersprossen, die sich mache sogar tätowieren lassen, einem Trend?
Ja, ganz sicher.  Manchmal sind zum Beispiel Sommersprossen mehr angesagt, als sonst. Allerdings ist makellose haut schon seit einigen Saisons der dauerhafte Trend.

Sie brauchen für Ihren Job ein großes Interesse an Mode und Trends. Haben Sie denn nie daran gedacht, selbst als Modedesigner zu arbeiten?
Ehrlich gesagt nein. Make-up und Beauty sind meine Leidenschaft.

Wie sieht ein durchschnittlicher Arbeitstag aus?
Oft früh aufstehen und zum Flughafen oder Bahnhof, da die Jobs meistens in einer anderen Stadt sind. Dann geht es zur Location, wo es zunächst ein ausführliches Briefing gibt, damit jeder weiß, was zu tun ist – dann geht es los. Manchmal dauert ein Shooting auch zehn Stunden oder länger. Da heißt es bis zur letzten Minute hoch konzentriert arbeiten.

Wollten Sie eigentlich immer schon Make Up-Artist werden?
Schon während meiner Lehre als Friseur habe ich Make-up als meine eigentliche Leidenschaft entdeckt. Mich fasziniert es auch heute noch, welch unglaubliche Veränderung man mit Make-up erzielen kann.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die auch von einer Karriere als Make Up-Artist träumen?
Make-up ist meine Leidenschaft, mir macht meine Arbeit wirklich Spaß. Ich denke, das ist wichtig für jeden Job, wenn man ihn richtig und erfolgreich machen möchte. Man muss für das was man macht brennen, denn man verbringt viel Zeit damit und es ist auch nicht immer alles einfach. Und man muss bereit sein offen für alles zu sein und fundiertes Know-how aufbauen. Die Technik ist beim Handwerk die Basis dafür, sich später auch kreativ zu entfalten.

Wie sehen denn die Trends im Frühjahr 2017 aus?
Großes Thema: Draping – eine Kombination aus Contouring und Strobing, zum Optimieren der Gesichtsform. Sun kissed Skin, Lip Contouring und Glittering. Die Trends sind grundsätzlich für alle gleich. Es gibt allerdings immer Unterschiede in der Übersetzung für den Alltag zu finden. Junge Mädchen verwenden knalligere Farben und setzen die Trends extremer und plakativer um. Frauen und Best Ager werden die Trends mehr zurückgenommen tragen und beim Thema Glittering zum Beispiel eher nur kleine Highlights mit ein wenig Schimmer setzen. Und auf jeden Fall sind für den Sommer gelackte Lippen angesagt.

Haben Sie ein paar einfache Tipps und Tricks, die Sie unseren Leserinnen verraten würden?
Es gibt einige kleine Tricks, die die Schmink Routine vereinfachen können. Zum Beispiel kann ein Teelöffel beim Auftragen von Mascara helfen. Dazu den umgedrehten Löffel dicht an den Lidrand unter die Härchen legen – so gelangt die Bürste auch an den Wimpernansatz und die Wimpern bekommen auch noch einen tollen Schwung. Wimpern generell mehrfach an den Ansätzen tuschen, das verdichtet die Wimpern optisch und nur einmal vom Ansatz in die Längen durchziehen mit dem Bürstchen. So werden die Spitzen nicht unnötig beschwert und der Wimpern Aufschlag bleibt lange aufregend.

Was sollte eine Frau immer in Ihrer Handtasche haben?
Concealer, Mascara, Lippenstift – Concealer ist wichtig, um schnell kleine Schatten weg zu zaubern – Mascara sichert den Augenaufschlag und Lippenstift lässt sich nicht nur auf den Lippen, sondern auch als Blush für Wangen und als Lidschatten verwende.

Und Männer: Sollten sie auch mit dem Schminkpinsel nachhelfen?
Das kann jeder handhaben, wie er möchte. Concealer ist auch für Männer eine Wunderwaffe. Ich sehe bei Männern eher eine gute Pflege nicht nur im Gesicht. Haare schneiden, Nasenhärchen, Hände,  Nägel, Fußpflege – das sollte alles zur Pflege Routine gehören.

Ist für Sie jedes Gesicht eine neue Herausforderung?
Jedes Gesicht ist für mich immer erstmal neu und spannend – eine Entdeckungsreise.