Wenn ein Gewächs auf der Chelsea Flower Show in den Mittelpunkt der Gartenenthusiasten rückt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es in den Gärten weltweit zum Maß aller Pflanzen wird. Gerade eben setzt ein wahres Griss um die Farne ein, die in London heftig gefeiert wurden.

Freilich, so turbulent wie in England im viktorianischen Zeitalter wird es heutzutage nicht mehr zugehen. Damals brach ein wahrer Farn-Boom aus, „Fern Hunter“ (Farnjäger) zogen übers Land und sammelten alle Wildfarne, die ihnen unterkamen. Auf dem Höhepunkt soll es allein 239 Sorten des Frauenfarns in englischen Sammlungen gegeben haben.

Ihre Besonderheit haben sich die robusten Geschöpfe zweifellos bis heute bewahrt. Nicht von ungefähr, besiedeln die Urgestalten der Pflanzenwelt, die schon 400 Millionen Jahre auf den Rippen haben, doch liebend gerne dunkle Ecken, die bisher oft im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein führen mussten.  Alles, was Farne brauchen, ist feuchter, humusreicher Boden, am liebsten mit Laubkompost angereichert. Das ist genau die Mischung, die diese markanten Gewächse auch in freier Natur an Waldrändern oder auf Lichtungen vorfinden.


Obendrein ist die Pflanzengruppe äußerst pflegeleicht. Die Lieblinge des Schattenreichs brauchen weder Rückschnitt noch sonstige Extrabehandlung. Die alten Blätter werden im Frühjahr von jungen Farnwedeln überwachsen und sorgen ihrerseits verrottet für neuen Humus. Selbst auf Pflanzenschutz kann verzichtet werden, denn Schnecken und andere Schädlinge zeigen keinen Gusto auf diese Gewächse.

Farne blühen nicht, doch die Blattschmuckpflanzen begeistern mit ihren auffälligen Strukturen. Ohne Blüten keine Samen, dafür findet man bei voller Entfaltung an der Unterseite der meisten Wedel bräunliche Flecken, die Behälter für die Sporen, die im Sommer vom Wind in alle Himmelsrichtungen getragen werden.



Passen dort Schatten und feuchter Untergrund, wächst eine neue Farngeneration weit weg von der Mutterpflanze heran. Eine weitere Strategie ist die Vermehrung durch Wurzelausläufer. Damit glänzen vor allem Strauß- und Adlerfarn, diese Wucherer sind deshalb bei Gartenfreunden nicht unbedingt beliebt.

Eigentlich kommt man das ganze Jahr bei diesen Oldtimern unter den Pflanzen aus dem Staunen nicht heraus und erliegt ihren urtümlichen Reizen.
Was für ein Schauspiel, wenn die Zeit des Austriebs kommt und die Farne im April und Mai im milden Licht mit dem Entrollen ihrer Wedel beginnen!

Anmutig und in voller Pracht hellen die üppigen Büsche im Sommer die Schattenseiten des Gartens auf. Viele der Farne sind sogar wintergrün und beeindrucken auch noch an frostigen Wintertagen als Raureifschönheiten.