Diese abgelegene Bucht mit der schroffen, felsigen Steilklippe und dem türkisblauen Wasser ist ein Geheimtipp unter den Sonnenhungrigen. Schweißtropfen stehen den Wanderern auf der Stirn und sie suchen Schutz unter einem der vielen wilden Olivenbäume. Sie genießen den Blick auf die menorquinische Bucht Macarella, während einige Segelboote vor sich hin wippen. Sie liegt zwar auf dem „Camí de Cavalls“, einem 180 Kilometer langen Rundweg um die Insel, wird aber aufgrund ihrer Abgeschiedenheit hauptsächlich von Einheimischen besucht.

Es ist heiß und schwül, obwohl sich der Nachmittag langsam dem Ende neigt. „Das ist ganz normal für Menorca. Wir haben hier subtropisches Klima, also eine hohe Luftfeuchtigkeit“, erklärt Wanderführer Mathieu Neuwald. Der 42 Jahre alte Holländer hat nach einem BWL-Studium die Natur gesucht und sie auf der Baleareninsel gefunden. „Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben“, so Neuwald.

Und Natur findet man auf Menorca reichlich. Schließlich steht ein Großteil der Insel unter Schutz. Mittelpunkt des Biosphärenreservats auf Menorca ist der Naturpark „s’Albufera des Grau“ an der Nordostküste. Auf breiten Holzstegen durchwandert man den Park, während Vögel sich im Wasser erholen und sich Mücken über einen hermachen. „Das Süßwasser lockt diese Tierchen an. Dagegen kann man nichts machen“, erläutert Ronald Fritz. Sonnengebräunt, mit einem breiten Grinsen und penibel geputzten Lederschuhen lehnt er am Geländer des Stegs und versinkt in Erinnerungen. Der gebürtige Wiener verliebte sich vor 34 Jahren in die Insel. Seitdem lebt er hier. „Menorca hat alles, was sich ein Mann wünschen kann“, schmunzelt Fritz.

Wenige Kilometer entfernt liegt an der Ostküste die Stadt Maó. Sie ist die Hauptstadt der Insel und wurde 1708 von den Engländern erobert. Markante dunkelrote Häuser mit weißen Schiebefenstern und dunkelgrünen Holztüren stechen beim Spaziergang durch die engen Gassen sofort ins Auge. „Das ist die ,britische Farbe‘. Die gibt es nur in Maó. In der alten Hauptstadt Ciutadella, ganz im Westen der Insel, sind die Häuser typisch spanisch, also dezent in Beigetönen“, sagt Fritz.

Er nimmt einen Schluck von seiner Pomada, einem Mixgetränk aus menorquinischem Gin, gehacktem Eis und Zitronensaft, und schaut dem Treiben in der Innenstadt zu. In leichten Leinengewändern und mit menorquinischen Ledersandalen, den Avarcas, an den Füßen flanieren Touristen wie Einheimische durch die gepflasterten Straßen, vergessen die Zeit in einem der vielen Cafés am Straßenrand und lassen sich vom Zauber der Insel anstecken.

Am Fischmarkt in der Hauptstadt Maó sind allerhand interessante Meeresbewohner zu finden
Am Fischmarkt in der Hauptstadt Maó sind allerhand interessante Meeresbewohner zu finden © Martina Pachernegg

Hier scheint die Uhr langsamer zu gehen und der Alltagsstress vergessen. Und sie scheint für jeden einen Platz zu finden, der das Leben in vollen Zügen auskosten möchte. „Menorca wurde jahrelang unterschätzt. Vor wenigen Jahren hat der Tourismus bei uns langsam begonnen und jetzt schätzt man die wunderbaren und unberührten Schätze der Natur. Das ist unser großes Glück“, sagt Fritz. Und lacht verschmitzt.