Bevor es losgeht, noch schnell die Nasenwuckerln rausbohren, gebietet der Wachtmeister in Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater. Dann könne die Vorstellung beginnen. Und die Fetzengaude.
Die Autorität des Puppen-Polizisten ist enorm, also wird seinem Auftrag Folge geleistet, obwohl zum Nasenbohren eigentlich kein Anlass ist. In München. Im Herbst.
In der Zeit zwischen Oktoberfest und Advent bietet sich die Bayerische Hauptstadt besonders für einen Kulturtrip oder Familienausflug an.

Zunächst sieht man - Schwarz: Eine Sonderausstellung in der Neuen Pinakothek thematisiert die Nachtfarbe. Allein das Samtsakko des jungen Dandys auf dem Manet-Gemälde „Le Déjeuner“ (1868) ist eine Offenbarung.
Gleich ums Eck ist das Museum Ägyptischer Kunst, durch dessen Neu-Ansiedelung die Gegend rund um die Briennerstraße endgültig zum Museumsareal Münchens geadelt wurde.

Hier werden keine Nachbildungen gezeigt, sondern ausschließlich Originale - von Weltrang. Weltweit einzigartig ist zum Beispiel die Doppelstatue des Königs Niuserre aus der Zeit um 2400 vor Christi, die den selben Herrscher zweimal darstellt, alt und jung. Klassiker sind hier auch die Museumswärter - sie erzählen unaufgefordert tolle Geschichten rund um Gesichtsausdrücke von Masken, oder, warum man bei den Ägyptern einen Toten nicht mehr sehen durfte. Ein schöner Beweis übrigens davon, was man in München „Teilhabe“ nennt: Touristen sind hier nicht das Gegenüber der Einheimischen, statt dessen ist das Miteinander angesagt (nicht nur im Biergarten).

Quietschbunte Zuckergoscherl

Für einen Stadtbummel treffen sich die Münchner „gach“ (also: schnell) am Fischbrunnen oder beim Löwenkopf an der Residenz (am Odeonsplatz bei der Pfälzer Weinstube): Wer ihm über die Nase wischt, kann sich etwas wünschen - deswegen ist sie so glatt.

Dann kann man gediegene Prachtstraßen wie die Theatinerstraße nehmen (wo das Café Maelu Pop-Art-Törtchen wie Kunstwerke macht), oder aber die Schleichwege beschreiten: „Eine Besonderheit Münchens sind die vielen Innenhöfe“, sagt Stadtführerin Martina Lenz. In der Salvatorpassage zwischen den vom Weltstar-Archtektenduo Herzog & de Meuron gestalteten „Fünf Höfen“ hängen die Pflanzen von der Decke: Shopping mit Architekturgenuss. Shopping auch mit Kunstgenuss: Direkt von der Passage kommt man in die Hypo-Kunsthalle, die ab 26. November mit Diego Velasquez lockt.
„Haben Sie süße oder scharfe Sorgen?“, fragt der Polizist im Kasperltheater. Den süßen Kummer, dass es ein bisschen dauern wird, bis man wieder kommen kann, kann er einem nicht nehmen. Basst scho!