Den nahenden Welt-Krebstag (4. Februar) nahm Paul Sevelda, Chef der österreichischen Krebshilfe, zum Anlass, um mit den Raucherplänen der Regierung abzurechnen. "Auf der ganzen Welt wird alles getan, damit der Nikotinkonsum abnimmt", sagt Sevelda. "Nur unsere Regierung hat nichts Besseres zu tun, als das beschlossene Rauchverbot zu kippen."

Ein Drittel aller Krebserkrankungen sind auf das Rauchen zurückzuführen, 14.000 Menschen sterben jedes Jahr in Österreich an den Folgen des Rauchens. Eine weitere erschütternde Zahl: 27 Prozent der Jugendlichen sind Raucher, damit nimmt Österreich bei den jugendlichen Rauchern den europäischen Spitzenplatz ein. Für Sevelda müsse man genau hier ansetzen - damit Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen beginnen. "Rauchverbote in der Gastronomie und höhere Zigarettenpreise können verhindern, dass Jugendliche anfangen", sagt Sevelda.

Paul Sevelda, Krebshilfe
Paul Sevelda, Krebshilfe © KK

Als die Pläne der neuen Bundesregierung publik wurden, das Rauchverbot in der Gastronomie wieder zu kippen, startete die Krebshilfe eine Unterschriftenaktion, die ein beispielloser Erfolg wurde. Für Sevelda ist die Entscheidung der Regierung ein politischer Tauschhandel für "die Nikotinsucht eines Politikers": "Hier werden jährlich 14.000 Menschenleben geopfert, damit eine Minderheit der Bevölkerung in der Gastronomie rauchen kann", sagt Sevelda.

Fakten statt Mythen

Auch mit einigen Mythen oder "fake news" rund um die Schädlichkeit von Rauchen, räumte Sevelda auf:

Irrglaube: „So gefährlich ist Rauchen nicht, mein Großvater hat geraucht und ist 90 Jahre geworden.“

Nur 22 Prozent der Raucher meinen, dass Rauchen gefährlich ist. Dabei sterben etwa 14.000 Menschen jährlich in Österreich an den Folgen des Tabakrauchs. Jeder zweite Raucher büßt seine Rauchlust mit einer Raucherkrankheit. Bei den Langzeitschäden des Rauchens dominiert die Arterienverkalkung der Hirn-, Herzkranz- und Beingefäße mit den Folgen von Schlaganfall, Herzinfarkt oder Raucherbein. Aber auch 15 verschiedene Krebserkrankungen werden durch Rauchen gefördert. Bei bis zu 40 Prozent der Raucher führt Rauchen zu einer chronischen Entzündung und zum Verlust der kleinsten Atemwege (Lungenbläschen). Die daraus resultierende COPD führen zu einer fortschreitenden Atemeinschränkung. Zahnfleisch- und Speiseröhrenentzündung, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, Knochenschwund (Osteoporose) und vermehrte Gerinnselbildung (v. a. bei Einnahme der Pille!) stehen ebenfalls in direktem Zusammenhang.

„Ich rauche nur hin und wieder, ich hab es im Griff.“

Auch wenn viele Raucher meinen, sie hätten ihr Rauchverhalten unter Kontrolle – mit jeder gerauchten Zigarette begibt man sich in eine stärkere Abhängigkeit. Die Hälfte aller Raucheinsteiger ist nach sechs Monaten tabakabhängig.

„Ich rauche nur in Gesellschaft.“
40-45 Prozent der Erwachsenen rauchen die erste Zigarette binnen 30 Minuten nach dem Aufstehen. Sie wollen morgens ihren Nikotinspiegel bald erreichen und müssen daher als nikotinsüchtig angesehen werden. Das gibt ein ganz anderes individuelles Bild vom „geselligen Raucher“!

„Ich rauche eh keine Zigaretten, nur hin und wieder eine Shisha oder Wasserpfeife.“

Derzeit boomen E-Produkte (Elektrische Zigaretten, E-Zigarren oder E-Shishas). Sie werden oft als „rauchfreie, gesunde Alternative zur Zigarette“ angeboten. Da scheinbar nur aromatisierter Wasserdampf inhaliert wird, bestünden somit keine Gefahren für „Dampfer“ selbst und auch keine Belästigung seines Umfeldes – was so nicht stimmt! Shishas können erstens als Einstieg in die Nikotinabhängigkeit betrachtet werden und sind auch deutlich schädlicher als eine filterlose Zigarette (Wasser kühlt zwar den glosenden Rauch, löst aber die gefährlichen toxischen Schadstoffe nicht aus dem Rauch).

„Auf der Straße gibt es viel mehr Feinstaubbelastung.“

Die Feinstaub- und Schadstoffbelastung liegt in verrauchten Innenräumen oft deutlich über den im Freien erlaubten Werten, in verrauchten Gaststätten 10- bis 20-fach und in Diskotheken bis zu 80-fach höher als auf der Straße!

„Das bisschen Passivrauch bringt niemanden um.“

Eine Zigarette erzeugt mehr Feinstaubpartikel als ein Dieselmotor ohne Filter. Auch Passivrauch enthält Tabakfeinstaub. Diese weniger als 10 Mikrometer kleinen Partikel sind deswegen so gefährlich, weil sie tief in die Lunge gelangen. Die Gesundheitsschäden durch Passivrauch betreffen genauso wie bei Rauchern die Atemwege (Asthma, Lungenentzündung, Bronchitis), Krebserkrankungen und Herz- und Kreislauferkrankungen.