Die deutsche Schlagersängerin Andrea Berg hat die Wintersaison beim „Top of the Mountain Opening“ offiziell eröffnet, Helene Fischer wird sie am 30. April wieder beenden. Dazwischen ist Ischgl im Tiroler Paznaun ein Hotspot für den gehobenen Skitourismus. Mit 238 Pistenkilometern und 45 Lift- beziehungsweise Seilbahnanlagen und der Schneegarantie ist Ischgl eines der größten zusammenhängenden Skigebiete der Alpen.

Alles dreht sich sozusagen um den Schnee, er bildet die touristische Lebensgrundlage für die Einheimischen. So gesehen ist es nicht weiter verwunderlich, dass Peter Zangerl während einer deftigen Jause auf seinem Maashof plötzlich aufsteht, sich die Trompete schnappt, auf den Balkon hinaustritt und ein paar Töne in die Landschaft schmettert, weil es zu schneien beginnt. „Man muss seiner Freude und seiner Dankbarkeit doch Ausdruck verleihen“, sagt er, als er sich wieder an den Tisch setzt.

Peter und Maria Zangerl vor ihrem Familienhotel in Ischgl
Peter und Maria Zangerl vor ihrem Familienhotel in Ischgl © KK

Alles, was sich auf dem großen Brettl in der Mitte des Tisches türmt, stammt aus eigener Produktion: Speck, mehrere Sorten Wurst, getrockneter Rinderschinken und diverse Aufstriche - alles liebevoll angerichtet von seiner Frau, Maria Zangerl. Der neu errichtete Maashof der Familie ist Teil eines interessanten Genusskonzeptes, das man gemeinsam mit Spitzenkoch Gunther Döberl (35) im Vorjahr umgesetzt hat. „Seit Jahren wünschte ich mir eine kulinarische Herausforderung. Aber eine, in der es sich nicht allein um das Schaffen am Herd dreht“, sagt Döberl. Seine Vision: Alpenländisch und modern soll sie sein, regional und doch auch raffinierte Feinschmeckerküche.

Spitzenkoch Gunther Döberl
Spitzenkoch Gunther Döberl © KK

Womit wir beim eigentlichen Grund dieser Reise angelangt sind: der Kulinarik. Denn Ischgl hat mit insgesamt sieben Hauben-Restaurants eine ziemlich kompakte Dichte an kulinarischen Aushängeschildern aufzuweisen. Neu in diesem Rennen rund um Sterne und Hauben ist das Sport- und Genusshotel Silvretta, das ebenfalls den Zangerls gehört. Es besteht seit 1930 und wird nun bereits in der dritten Generation als Familienbetrieb geführt. Die Kinder Katharina, Simon und Bernhard sind ebenfalls schon kräftig engagiert. Im Vorjahr hat man sich entschlossen, das Haus großzügig umzubauen und neben den Restaurants Alpin und Wiartshaus wurde auch das Gourmetrestaurant Stiar eröffnet. Das ist die Domäne von Döberl, der mittlerweile als Tirols Shootingstar am Herd bezeichnet wird. Auf Anhieb schaffte er vier Sterne/89 Punkte im Restaurantführer „A La Carte“ und jetzt auch zwei Gault-Millau-Hauben im soeben erschienen Guide Gault Millau.

Après-Ski im legendären Kuhstall
Après-Ski im legendären Kuhstall © MARCEL HAGEN

„Im Stiar finde ich die kulinarische Herausforderung, die ich mir immer gewünscht habe“, sagt Döberl. Gelobt wurde von den anonymen Testern die fantasievollen und geschmackssicheren Kreationen, die bei ihm auf den Tellern landen. Zeit nehmen sollte man sich dafür auf alle Fälle, denn das große Menü besteht immerhin aus 15 Gängen mit außergewöhnlichen Gerichten - von Hühnerauster über Sellerie im Brotteig bis hin zu Hirschragout auf Schwarzwurzel und Punschkrapfen mit Vogelbeeren.

Jeder Gang für sich ein Erlebnis. Teil dieses Erfolges ist auch das hochwertige „Ausgangsmaterial“, das Döberl in der Küche zur Verfügung steht. Womit sich der Kreis schließt, denn der Großteil stammt vom Maashof. Die Zangerls züchten hier Schafe, Schweine und sogar Wagyurinder. Gemeinsam mit dem hauseigenen Metzger Bernhard Tschiderer arbeitet Döberl an Schinken- und Wurstkreationen. Auch hier kommt Regionales zur Geschmacksverfeinerung zum Einsatz: Wacholder, Vogelbeeren, Enzian oder Hagebutte. „Damit setzen wir unsere Vision einer authentischen und modernen Gourmetküche um.“

Trotz aller Gaumenfreuden sollte man auf das Skifahren nicht vergessen und sich danach nicht gleich ins Zimmer verziehen. Denn was wäre Ischgl ohne seine Après-Ski-Szene? Auch dabei sind die Zangerls ganz vorne mit dabei. Mit ihrem legendären „Kuhstall“, laut Eigendefinition „The Art of Wahnsinn“. Dem kann man nur zustimmen.