Supergeil!“, das will Bad Gastein sein. Weg vom spießigen Image, das dem einstigen Kurort der Kaiser lange anhaftete, weg vom angestaubten Zustand eines Ortes, dessen Prachtbauten vielfach leerstehen oder verfallen. Und: Ja, es tut sich was!

Eines der Symbole dieses Wandels ist Friedrich Liechtenstein. Der Berliner Szenekünstler hatte sich vor Jahren bei einem ersten Besuch in Bad Gastein „schockverliebt“, wie er der Kleinen Zeitung erzählt. Damals versuchten erste Partyreihen bereits, ein wenig Berlin in die Alpen zu zaubern. Liechtenstein, der mit seinen Supergeil-Werbespots für Edeka superberühmt wurde, kommt immer noch regelmäßig – und mit ihm die Avantgarde.


Liechtenstein selbst initiierte das Filmfestival Die Erste Vertikale für Filmisches im Hochformat. Nun verzaubern Kulturschaffende von 30. Jänner bis 5. Februar zum fünften Mal beim „größten Kunstfestival der Alpen“, dem Art on Snow. Das ganze Tal verwandelt sich da in eine riesige Kunstausstellung.

Plötzlich wird der Kurort, in dem die Thermalquellen sprudeln und die Pisten zum Wedeln laden, also mit anderen Begriffen bedacht, als „angestaubt“. „Auferstanden trotz Ruinen“ titelte die „Neue Zürcher Zeitung“. „Die Welt“ machte das Alpendorf zum „Sehnsuchtsort einer urbanen Elite“. Tatsächlich herrscht – zumindest zu Hauptsaison und Festivalzeiten – riesige Aufbruchstimmung. Aus dem alten Kraftwerk wurde etwa ein Hipster-Café par excellence. Zum Kraftwerk fliegt man am Flying Fox angekettet am Wasserfall vorbei.

Auch in der Hotellerie wollen sich viele zum hippen Hotspot mausern. Das einstige Fünf-Sterne-Haus Europäischer Hof beispielsweise, das nicht nur seinen fünften Stern, sondern auch seinen traditionellen Namen abgelegt hat, um für Flexibilität und Leben zu stehen – anstatt für strenge Regeln und Etikette. Stilecht bewegt sich deshalb auch Friedrich Liechtenstein durch die Partygesellschaft, als das Hotel mit frischem Namen - Cesta Grand - und neuer Führung (Betreiber: Fidelity Hotels & Ressorts) seinen Neubeginn feiert.


Liechtenstein, mit Sonnenbrille, Fingernägeln in mattem Gold und Bart in glanzvollem Weiß, verpasst dem in die Jahre gekommenen 80er-Jahre-Bau schon durch seine reine Anwesenheit ein neues Flair. Bald sollen hier laut Hoteldirektor Ronald Terzer nicht nur Wellnessgäste, Skifahrer und Golfer vom anliegenden Golfplatz einkehren, sondern auch ein junges, abenteuerlustiges Publikum. Ein Jahr lang gibt sich die neue Führung dafür Zeit. Dass die Erweiterung um eine neue Zielgruppe funktionieren kann, zeigt sich auf der Skifahrerhütte Bellevue Alm: Apres-Ski-Hits werden wechselnd mit moderner Clubmusik gespielt. Und die jungen Hipster aus dem Süden Deutschlands trinken mit dem Pensionisten auf Kur. Supergeil.