Es schneit. Groß und feucht fallen die Flocken auf den Boden, im Licht der Scheinwerfer erscheinen sie noch größer, als sie ohnedies schon sind. Nicht gerade zur Freude der mehr als 250 Skilangläufer in Compatsch auf der Seiser Alm in Südtirol, die bei der elften „Moonlight Classic“ an den Start gehen. Denn der Schnee deckt langsam aber sicher die mühevoll gespurte Loipe zu. Aber Skilanglaufen ist eben Outdoor-Sport.

„Der Tourismus auf der Seiser Alm lebt mit der Natur, nicht gegen sie“, weiß Robert Gobbo, einer der Initiatoren und Organisatoren der „Moonlight Classic“. Gobbo war es auch, der gemeinsam mit Robert Santer den Skilanglauf auf der Seiser Alm wieder populär gemacht hat. Denn als nach der Jahrtausendwende die Straße auf die Alm für den Individualverkehr gesperrt wurde, brach das Langlaufen ein – die Tagestouristen blieben aus. „Wir müssen etwas tun“, sagten sich Gobbo und Santer – und „erfanden“ die „Moonlight Classic“, einen nächtlichen Skilanglauf-Marathon auf rund 2000 Metern Seehöhe mit Strecken über 15 und 30 Kilometer, die auch für ambitionierte Hobbylangläufer geeignet sind. Und siehe da: Das Langlaufen, einst Volkssport auf der Seiser Alm, begann wieder zu florieren. Heute stehen 70 Kilometer Loipe zur Verfügung, die auch gerne von Profis, etwa aus Skandinavien, zum Training genützt werden.

Mit 56 Quadratkilometern Ausdehnung ist die Seiser Alm die größte Hochalm der Alpen. 300 Sonnentage – verteilt aufs ganze Jahr – sind ein Tourismusmagnet. Nicht nur, dass es im Winter 70 Kilometer Langlaufloipen gibt. Auch 60 Pistenkilometer für Alpinfahrer, zahlreiche Möglichkeiten für Schneeschuh- und Winterwanderer sowie Pferdeschlitten für die ganz Bequemen stehen zur Verfügung – und das schon sehr bald: Ab 6. Dezember sind die Liftanlagen und Abfahrten auf der Alm für die Wintersportler geöffnet.

Naturliebhaber kommen aber nicht nur in der frischen Luft auf ihre Rechnung. Auf der Seiser Alm gibt es sogar einen Haubenkoch – natürlich stilecht in einer Almhütte, der Gostner Schwaige. Auch Franz Mulser arbeitet mit der Natur – und in ihr. „Die Anregungen für meine Gerichte kommen mir beim Liegen in der sommerlichen Almwiese, beim Geruch der Bäume und Blumen“, gesteht der eigenwillige Koch, der in den besten Häusern bei den besten Köchen gelernt hat – nicht nur das Kochen, sondern auch deren Philosophie: Im Tantris in München etwa oder im Ca’s Puers auf Mallorca sowie bei Spitzenköchen wie Rudolf Obauer oder Harald Wohlfahrt.

Entsprechend naturnah sind seine Zutaten. Fleisch und Milchprodukte kommen großteils vom eigenen Bauernhof in Seis am Schlern oder aus der Region. Tee, Sirup und Säfte stammen aus dem Kräutergarten oder gleich direkt von der Wiese – wo es 40 essbare Blumen gibt. „Anfangs waren viele enttäuscht, weil sie bei mir auf der Alm kein Wienerschnitzel mit Pommes frites bekommen haben“, schmunzelt Mulser. „Heute kommen meine Gäste gerade deshalb.“

Aber zurück zum Wintersport: Die Seiser Alm und ihre Talorte Kastelruth, Seis, Völs und Tiers nennen nicht nur einen Haubenkoch den ihren. Die Alm ist auch die Heimat zahlreicher Spitzensportler. Der bekannteste ist wohl Skirennläufer Peter Fill, der in den vergangenen beiden Saisonen jeweils den Abfahrtsweltcup geholt hat. Aber auch die frühere Weltcup-Rennläuferin Denise Carbon oder Patrick Pigneter, der erfolgreichste Naturbahnrodler der Gegenwart, sind sportliche Aushängeschilder der Region.

Aus St. Christina im Grödnertal kommt Karin Moroder. Sie gewann bei den Olympischen Winterspielen in Nagano 1998 die Bronzemedaille mit der italienischen Langlaufstaffel. Womit wir wieder bei der „Moonlight Classic“ wären. Die 12. Auflage startet am 31. Jänner 2018. Wer sich im Mondlicht mit Gleichgesinnten auf der Loipe messen will, sollte sich unter www.moonlightclassic.info bis 30. November anmelden – so lange gilt nämlich der Frühbucherbonus.