Die Straße des Schinkens und der Schlösser“. Schon alleine der Titel des Ausflugs verheißt paradiesische Erlebnisse auf 90 Kilometern zwischen grünen Hügeln, kleinen Dörfern, historischen Gebäuden, herrschaftlichen Schlössern und Gasthäusern, in denen man nicht nur den schmelzenden San Daniele Schinken und die Weine der Gegend verkosten kann, sondern auch viele herzhafte Gerichte der Region. Zum Beispiel den Käse aus Fagagna oder die zarte Forelle aus San Daniele, die sich einen beeindruckenden Ruf unter Gourmets erworben hat.

Schon der Start ist eindrucksvoll. Man kann es Glück und Können nennen, dass das mittelalterliche Städtchen Venzone wieder so dasteht wie einst. Beinahe war es nach dem heftigen Erdbeben von 1976 dem Erdboden gleichgemacht worden. Venzone wurde wieder naturgetreu aufgebaut, zum Naturdenkmal erklärt und gilt als eines der außerordentlichsten Beispiele für eine architektonisch und künstlerisch wertvolle Restaurierung, denn damals blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Federführend dabei war der friulanische Architekt Roberto Pirzio Biroli, ein Cousin dritten Grades des Afrikaforschers Pietro Savorgnan di Brazzá, der einem alten Adelsgeschlecht Friauls entstammt. Pirzio Biroli hat vor Kurzem auch die Restaurierung der verfallenen Burg Brazzá in seinem Heimatort Moruzzo abgeschlossen.

Venzone wurde originalgetreu wieder aufgebaut
Venzone wurde originalgetreu wieder aufgebaut © Comune di Venzone

Venzone ist zweifelsohne einer der schönsten Orte Italiens und einer der wenigen der Welt, der mit einem Mauerring umgeben ist. Der Dom Sant’ Andrea und die Kapelle stammen aus dem Jahr 1647. Das Rathaus ist in einem gotisch- venezianischen Palast untergebracht, der seinesgleichen sucht. Das Erdbeben ist dennoch allgegenwärtig. In der beeindruckenden Dauerausstellung „Geschichte eines Erdbebens und der betroffenen Menschen“ werden die Ereignisse vom 6. Mai 1976 rekonstruiert.

Wenn man vorbei am Tagliamento, dem breiten Fluss mit dem türkisen Wasser, Richtung Süden fährt, reihen sich die Schlösser aneinander wie auf einer Perlenkette. In Colloredo di Monte Albano kehren Reisende meist zurecht in der Taverna ein, doch ein Besuch des Schlosses lohnt ebenso. Im großen Saal gibt es Fresken von Francesco da Udine zu bewundern, einem Schüler Raffaels. Villa Miotti de Braida in Tricesimo, Villa Orgnani Linda in Pagnacco, Villa de Rubeis Florit und das prächtige Schloss Susans geben Zeugnis vom einstigen Kunstverständnis des Adels. 

In Fagagna sind das antike Herrenhaus Casa Aquini oder an die Burg Villalta Sehenswürdigkeiten
In Fagagna sind das antike Herrenhaus Casa Aquini oder an die Burg Villalta Sehenswürdigkeiten © Comune di Fagagna

Der Weg ist das Ziel. Um nach San Daniele zu kommen, passiert man die Orte Osoppo und Buja. Am Retourweg könnte man dann Casacco, Tricesimo, Tavagnacco mitnehmen, in denen gastliche Häuser jedweden Hunger stillen. In Fagagna denkt man einmal nicht an den Golfplatz, sondern an das antike Herrenhaus Casa Aquini oder an die Burg Villalta. Toppo di Travesio gehört zu den schönsten Dörfern Friaul Julisch Venetiens. Interessant sind ebenso die Reste des mittelalterlichen Schlosses und der Palazzo Toppo Wassermann.

Kulinarik in San Daniele. In San Daniele regieren die kulinarischen Genüsse, dabei lässt man sich aber viel zu gerne vom köstlichen Rohschinken und der Räucherforelle ablenken. Denn hier gibt es eigentlich viel zu sehen. In der ehemaligen Kirche San Antonio Abate, der San Daniele den Beinamen Siena verdankt, findet man den schönsten Freskenzyklus aus der Renaissance. San Daniele beherbergt eine der prächtigsten Bibliotheken Italiens, die Biblioteca Guarneriana, mit dem kostbaren Bestand alter Handschriften.

Prosciutto - das "Gold" von San Daniele
Prosciutto - das "Gold" von San Daniele © Francesco83

Zeit für Prosciutto. Nach dem Streifzug durch die hübsche Stadt ist wirklich Zeit für den Prosciutto, der nur hier aufs Allerfeinste reift. Der Duft desselben dringt ohnehin verführerisch aus jeder Kneipe – und derer gibt es viele. In den Reifekammern rund um die Stadt herrschen ideale Verhältnisse für den Schinken: durch die Ritzen streift die würzige Luft der Karnischen Alpen, vom Süden streichelt das Lüftchen der Adria die properen Schinkenteile. Dazu kommt das Know-how der Produzenten.