Nur sieben Minuten werden einem mit dem muskulösesten und bedeutendsten Mann von Mali Lošinj gewährt, dem sogenannten Apoxyomenos. Man würde sonst die Bronzestatue aus dem 1. oder 2. Jahrhundert vor Christus gefährden, die da frei und ohne Glaswände vor einem steht. Und ich muss zugeben, man kommt angesichts der Restaurierungsgeschichte dieses jungen griechischen Athleten, die im Museum direkt in Mali Lošinj dokumentiert ist, schon etwas ins Staunen. Der wohl berühmteste Fund der letzten Jahre wurde 1999 zufällig auf dem Meeresboden zwischen den Inseln Vele Orjule und Lošinj entdeckt. Sechs Jahre lang hat man ihn restauriert.

Zum Glück aber gibt es auf Lošinj etwas in Hülle und Fülle – und nicht nur sieben Minuten lang. Und das sind die gute Meerluft und das wirksame Klima, verursacht durch die zahlreichen Pinienbäume. „Es wird erzählt, dass der bedeutende Botaniker Ambroz Haračic 200.000 Pinien gepflanzt haben soll, sodass Mali Lošinj in weiterer Folge 1892 zum Luftkurort erklärt wurde“, sagt Nikola Marinac (49), der von der Insel stammt und schon seit 30 Jahren als Touristenführer unterwegs ist.

"Wer einmal kommt, der kommt wieder"

Nach zehn Jahren in Deutschland kehrte er auf „seine Insel“ wieder zurück. „Ich kann nicht woanders leben. Es ist hier so schön und die Menschen sind freundlich. Wer einmal kommt, der kommt wieder“, schwärmt er und ehe wir es uns versehen, sind wir auch schon an Bord eines Segelschiffes von Jadranka-Yachting, um die nahegelegene Inselwelt zu erkunden und – mit viel Glück – auch ein paar Delfine zu sehen.

Nikola Marinac ist seit 30 Jahren Touristenführer
Nikola Marinac ist seit 30 Jahren Touristenführer © Schmerlaib

„200 Stück leben hier in diesem Gebiet. Wir beobachten sie, können sie auch identifizieren, aber wir versuchen sie nicht zu stören“, weiß Marinella vom Meeresschutzzentrum „Blue World“ in Veli Lošinj. Das Zentrum ist auch deshalb interessant, weil man sich hier für ein Volontariat als Mitglied des Forschungsteams bewerben oder einen Dolphin-Watching-Ausflug mit Skipper und Delfinforscher buchen kann.
„In der Nachsaison hat man die größte Chance, Delfine zu sehen. Sie sind gerne hier, weil es ruhig ist und sie anscheinend genug zu fressen haben“, sagt Marinella. 2004 wurde das Forschungszentrum gegründet und bietet auch spezielle Führungen für Kinder an.

Malerische Spazierwege

Aber nicht nur wegen des Forschungszentrums sollte man nach Veli Lošinj kommen, sondern auch wegen der Lieblichkeit des Ortes. Kleine Cafés und Geschäfte in Hafennähe laden zum Verweilen ein, der malerische Spazierweg entlang des Meeres führt in die nächste Bucht von Rovenska. Und selbst von dort aus könnte man noch kilometerweit laufen. „Wir haben mehr als 150 Kilometer an Wanderwegen“, sagt Nikola.

Blick auf Veli Lošinj
Blick auf Veli Lošinj © Schmerlaib

Und vielleicht führt einen die Nase ja zu einem ganz bestimmten Ziel: nämlich in den „Garten der Düfte“ zurück nach Mali Lošinj. Hier weiß Sandra Nicolich viel zu erzählen: „Ich will die Düfte dieser wunderbaren Insel den Menschen näherbringen. Jedes Monat riecht die Insel ein wenig anders“, sagt sie.

Blick auf das Hotel Alhambra
Blick auf das Hotel Alhambra © Schmerlaib

Vor allem im Mai rieche es stark, der Salbei hüllt die Insel in ein sattes Violett. Aber auch sonst duftet es in ihrem Garten mit den bunten Holzsesseln und dem Verkaufsladen nach allem möglichen: Currykraut, Lorbeer, Fenchel, Thymian, Lavendel oder Rosmarin. Umhüllt von diesem betörenden Kräuterduft, dem ätherischen Pinienaroma und dem ständigen Rauschen des Meeres im Ohr kommt man – wie es Nikola prophezeit hat – auch tatsächlich gerne wieder.