Wer in Triest einen Cappuccino trinken will, muss einen Caffè latte bestellen. Und wer einen Caffè latte, also einen Milchkaffee ohne Schaum, will, muss einen Latte macchiato ordern. Ein Macchiato wiederum, also Kaffee mit viel Milchschaum in kleiner Tasse, wird in Triest Capo genannt und als Capo in bi im Glas serviert. Das sollte man wissen, wenn man im 100 Jahre alten Literaturcafé San Marco, einem Jugendstil-Juwel mit venezianischen Anklängen, kultiviertem Kaffeegenuss frönen will.

Dort wird der Kaffee in riesigen, glänzenden Retro-Espressomaschinen zubereitet. Diese historisch anmutenden, aber neuen Kupferkuppeln bleiben 24 Stunden lang eingeschaltet und werden nach jeder Tasse Kaffee gespült. „Sonst bleibt alter Kaffee im Filter, das gibt einen bitteren Geschmack“, erklärt Cafétier Aleksandros.

In die gute alte Zeit zurückversetzt fühlt man sich in der Drogheria Toso. Die vielen Lädchen und Schatullen mit Gewürzen, Blaupulver, Gallseife und Kampfer sind seit 110 Jahren unverändert, von der Decke hängen Teppichklopfer und Naturschwämme in allen Größen.

Für Nostalgiker empfiehlt sich unbedingt eine Leseprobe im Antiquariat Umberto Saba von Buchhändler Mario Cerne, der schon dreimal seinen Pensionsantritt verschoben hat. Zur alternativen Ringprobe gelangt man durch enge, romantische Gässchen des ehemaligen jüdischen Ghettos, das später zur Rotlichtmeile wurde und wo Lebemann James Joyce sein Unwesen trieb. Sein irischer Landsmann Peter begeistert in seinem winzigen Designladen mit ausgefallenem Schmuck und anderen Originalitäten.

Zur Anprobe lädt Alessia Allessiou in ihr Vintage-Dorado, ein verstecktes Gewölbe entpuppt sich als Geheimtipp mit Werken des Triestiner Malers Pietro Grassi und in einer Holzdesignerwerkstatt findet sich herrliche Alltagskunst.

In ein atemberaubendes Chaos de luxe gerät man in der schrägen Galerie „Katastrofa“, einem Sammelsurium der Kuriositäten, wo ein Louis XIV-Sessel ebenso neben der Madonnenstatue Platz findet wie Che Guevara, wo die Querdenker Marco und Francesca mit exzentrischem Geschmack eine Beziehung zwischen den Fundstücken geschaffen haben und niemand verweilen kann, ohne heftige Regungen der Fantasie zu verspüren.

Eine Schluckprobe in der Gran Malabar, deren Name mit Sansibar zu tun hat, wo 60.000 beste Flaschen im Keller lagern und wo „Herr Walter“, einer der Väter des Weinwunders im Karst, Brut Rosé Prosecco und schwarze Tramezzini serviert, ist sicher ein gelungener Ausklang. Kaffee gibt es auch, aus eigener Rösterei. Wie man ihn bestellt, weiß man ja mittlerweile.