Als der Holz- und Weizenhändler Iginio Scarpa Anfang der 1840er-Jahre um läppische 700 Gulden ein Grundstück in Opatija erwarb, ahnte er nichts von der Geschichtsträchtigkeit, die der Ort an der Kvarner Bucht im heutigen Kroatien erlangen sollte. Scarpa ließ dort ein spätbiedermeierliches Herrenhaus errichten, die Villa Angiolina, benannt nach seiner bereits 1832 im Alter von nur 30 Jahren verstorbenen Gattin.

Scarpa, der aus Fiume stammte, war ein gastfreundlicher Mann. Er empfing in der Villa Angiolina zahlreiche ebenfalls wohlhabende und einflussreiche Patrizier und plauderte dort auch mit dem Reiseschriftsteller Heinrich Noë. Das Haus galt bald als mondäner Mittelpunkt der Region, in dem rauschende Feste mit reich gedeckter Tafel und abschließendem Feuerwerk gefeiert wurden.

1875 war es mit dem Ruhm der Familie vorbei. Scarpas Sohn Paolo musste nach geschäftlichen Misserfolgen die Villa Angiolina an einen mährischen Adeligen namens Viktor von Chorinsky verkaufen. 1882 erwarb schließlich die Südbahngesellschaft das Haus und gestaltete es in eine Luxuspension um.

Ja, die Südbahn. Sie bescherte Opatija einen unvorstellbaren Aufschwung als Luftkurort, den Menschen aus der gesamten österreichisch-ungarischen Monarchie besuchten. Gyula Graf Andrássy, ungarischer Magnat und Vertrauter der Kaiserin Elisabeth, der das Küstenland ebenfalls zu schätzen wusste, verstarb 1890 in Opatija.

Die Villa Angiolina
Die Villa Angiolina © KK

Die mit Abstand schillerndsten Gäste waren aber zweifellos Kronprinz Rudolf und seine Frau Stephanie. Die belgische Prinzessin und der österreichische Thronfolger hatten 1881 geheiratet. Die Ehe soll in den ersten Jahren sogar glücklich gewesen sein. Von der späteren Entfremdung des Paares war also noch nichts zu spüren, als Rudolf und Stephanie in der Villa Angiolina abstiegen. Die Kronprinzessin genoss in Opatija sogar weit größere Verehrung als Kaiserin Elisabeth. In weiterer Folge trugen ein Hotel und ein Kaffeehaus ihren Namen.

Aber auch bereits gekrönte Häupter lockte Opatija an. 1894 traf Kaiser Franz Joseph I. seinen deutschen Amtskollegen Kaiser Wilhelm II. Diese nostalgische Atmosphäre ist noch heute in allen Ecken und Enden der Stadt auf der Halbinsel Istrien zu spüren - in den prächtigen Gärten, den Ehrfurcht einjagenden Villen oder etwa am zwölf Kilometer langen Lungomare, der nach Kaiser Franz Joseph I. benannt wurde und den malerischen Ort Volosko mit Lovran verbindet.