Die rauschende Ostsee mit ihren tanzenden Schaumkronen, schneeweiße Villen mit auffallenden Holzarbeiten – Bäderarchitektur vom Feinsten –, auf der Haut schmeichelnder Sand, saftig grüne Wiesen und Felder, dazwischen reetgedeckte Häuser, Blumenrabatte, die in ihrer Farbenpracht miteinander wetteifern. Weiß-grau schimmernde Kreidefelsen und Wälder, die erst so richtig vor Augen führen, wie viele Grüntöne die Natur zu bieten hat.

Was die jüngste Eiszeit vor 10.000 Jahren im Nordosten Deutschlands hinterlassen hat, ist mittlerweile Anziehungspunkt für mehr als eine Million Besucher im Jahr: Die Insel Rügen, 926 Quadratmeter groß und durch den zwei Kilometer breiten Strelasund vom Festland und der Hansestadt Stralsund getrennt.

„Mutti, jag die Hühner aus dem Stall, die Gäste kommen“, hieß es noch vor knapp 200 Jahren, als der Tourismus auf Deutschlands größter Insel zu wachsen begann. „Damals hat man wirklich Hühnerställe ausgeräumt, weil die Landwirte draufgekommen sind, dass man mit Badegästen gutes Geld machen kann“, erzählt Franziska Boy schmunzelnd bei einem Rundgang durch das Ostseebad Binz, bekannt durch das jährlich stattfindende Sandskulpturen-Festival.

Bewegung

Rügen auf Schusters Rappen oder auf dem Drahtesel zu erobern, ist nicht nur empfehlenswert, sondern ein Muss, will man die Insel in all ihren Facetten erleben. Wobei die Radwege im Westen noch Nachholbedarf haben.

Entlang der Seebäder im Osten lässt es sich gut flanieren, manchmal begleitet vom „Rasenden Roland“, einer dampflokbetriebenen Schmalspureisenbahn, die den öffentlichen Verkehr zwischen Binz und Putbus großteils abdeckt und die Insel noch bewusster erleben lässt.
Auf der einen Seite die Ostsee, auf der anderen die Boddengewässer. Die Buchten sind besonderer Lebensraum und Überbleibsel der Eiszeit, der großen Architektin des Naturparadieses Rügen. Und da wären noch die dichten Buchenwälder, umsäumt von weiß-grünen Teppichen aus Buschwindröschen und Maiglöckchen, saftige Himmelschlüssel oder der fröhliche Gesang der Singvögel.

Sehenswert ist übrigens eine Open-Air-Galerie im Seebad Baabe, wo die Fotografin Iwona Knorr Bilder von einheimischen Fischern aus ihrem Buch „Zum Fischen geboren“ entlang der Strandpromenade ausstellt. Die Bilder vor der Kulisse des sich ständig bewegenden Meeres lassen in den harten Alltag und die Gedanken der Fischer eintauchen.
„Das ist ein Projekt, das wirklich sehr gut angekommen ist“, erzählt Uli Andreesen von der Tourismuszentrale Rügen, übrigens eine Rügenerin und keine Rüganerin. „Ja, das ist ein Unterschied“, sagt sie. Rüganer sei man erst, wenn schon drei Generationen auf Rügen am Friedhof liegen. „Aber auch als Rügener lebt es sich hier sehr gut“, erklärt sie überzeugt.