Am Busbahnhof nimmt er die Gäste in Empfang. Paul Cézanne als überlebensgroße Bronzestatue. An seinem Geburtsort kommt man um den berühmten Maler eben nicht herum: Aix-en-Provence. Die wunderschöne, provenzalische Stadt mit ihren ockerfarbenen Fassaden ist quasi der dritte „Star“ des neuesten Films von Danièle Thompson.

In „Meine Zeit mit Cézanne“ erzählt sie von der ungewöhnlichen und schwierigen Freundschaft der Genies Paul Cézanne und Émile Zola. Die beiden französischen Spitzenschauspieler Guillaume Gallienne und Guillaume Canet sind die Hauptdarsteller. In Aix hatten Cézanne und Zola gemeinsam das Gymnasium Collège Bourbon besucht und sich bereits als 13-Jährige „ewige Freundschaft“ geschworen.

Bittet man die charmante Sonia Ansart vom Tourismusbüro, drei Gründe zu nennen, warum man mit der Universitätsstadt anbandeln sollte, dann antwortet sie sehr spontan: „Erstens 300 Sonnentage pro Jahr, zweitens ist Aix ein fantastischer Zentralpunkt, um die ganze Provence zu erkunden, drittens die Kultur. Hier haben Kunst und Kultur das ganze Jahr über Saison.“ Mit einem Höhepunkt im Juli, wenn das große Festival 2017 zum 69. Mal stattfindet. Seit jeher gehört Wolfgang Amadeus Mozart fix dazu, diesmal mit „Don Giovanni“.

Den Hauptgrund für eine Reise in diese Stadt muss Sonia Ansart aber gar nicht erst nennen. Es ist der große Maler Paul Cézanne, der dort geboren wurde. Gäste können sowohl sein Atelier, wo noch jede Menge Utensilien von ihm zu sehen sind, besuchen, als auch die berühmte „Hütte“ nahe des Steinbruchs, wo Cézanne oft übernachtete, um schon in den Morgenstunden das berühmte und legendäre Licht der Region in seinen Malereien einzufangen.

Was bei einer Promenade durch die Stadt auffällt, sind viele „Pflastersteine“ aus Metall. Sie markieren für den Besucher die Wege, die Paul Cézanne oft und oft gegangen ist, und die von seinem Geburtshaus bis zu seiner letzten Ruhestätte, dem Friedhof St. Pierre, führen. Ja und natürlich muss man sich die große Story des Films vor Augen halten, die „unverbrüchliche“ und letztendlich doch so brüchige Freundschaft Cézannes mit dem Schriftsteller Émile Zola.

Sie war fast wie ein Liebesverhältnis, aber, betont Zola-Darsteller Guillaume Canet: „Da gibt es einen Unterschied. Liebe macht bekanntlich blind. Freundschaften hingegen sind viel schwieriger. Da kommt es, oft aus nichtigen Gründen, zu starken Spannungen und Missverständnissen.“ Die große Krise entstand auch durch eine gegenläufige Entwicklung. „Zola wurde früh berühmt, schrieb den bedeutendsten Teil seines Oeuvres im Alter zwischen 25 und 50, während Cézanne erst ab 50 seinen Weg fand und Vorreiter der modernen Kunst wurde.“

Zum endgültigen Bruch der „ewigen Freundschaft“ war es gekommen, als Zola in seinem Buch „Das Werk“ einen gescheiterten Maler beschrieb, der sich schließlich verzweifelt das Leben nimmt. Cézanne erkannte sich in dieser Figur wieder und brach den Kontakt ab.

„Und doch blieb ein unsichtbares Band bestehen“, erzählt Guillaume Canet. 1902, als Zola starb, soll Paul in seinem Atelier den ganzen Tag geweint haben. Und 1906, als eine Zola-Statue eingeweiht wurde, ist überliefert, dass er erneut bittere Tränen weinte.“ In einem Lied des Chansonniers Jacques Prévert, das nach dem Tod der beiden Genies entstand, heißt es: „Und das Leben entzweit die, die sich lieben. Ganz sanft, ohne großen Lärm . . .“ Eigentlich, meint Autorin und Regisseurin Danièle Thompson, die perfekte Metapher für das, was Paul und Émile widerfuhr.